Bundesliga-Serie, Teil 16

Bayer Leverkusen: Weltauswahl auf Vize-Kurs?

Teil 16 der Bundesliga-Serie: Unter Trainer Gerardo Seoane gelang Bayer Leverkusen mit Platz drei erstmals seit drei Jahren wieder der Sprung in die Champions League. In der kommenden Saison könnten nun sogar noch mehr drin sein.

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Thomas Schulz
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Als einziger echter Neuzugang ist Adam Hlozek (links) zum Leverkusener Kader gestoßen. Der junge Tscheche war Bayer 13 Millionen Euro wert. © Tim Rehbein/dpa

Düsseldorf. Die beste Saison seit neun Jahren spielte Bayer Leverkusen in der ersten Spielzeit unter dem Schweizer Trainer Gerardo Seoane. Platz drei hinter den beiden Platzhirschen Bayern München und Borussia Dortmund bedeutete auch die Qualifikation für die Champions League, die die Rheinländer zuletzt zweimal in Folge verpasst hatten. Die Leverkusener Ansprüche sind durch die Erfolge nicht kleiner geworden.

Sind die Zugänge besser als die Abgänge?

Minimal, was aber nicht an der Qualität, sondern eher an der Quantität der Transfers liegt. Schließlich steht lediglich zwei echten Abgängen nur ein richtiger Zugang gegenüber. Mit Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger und Mittelstürmer Lucas Alario verließen das Team zwei Akteure, die zuletzt keine große Rolle mehr spielten. Daher bedeutet der Zugang von Adam Hlozek ein sportliches Plus. Der Tscheche gilt als großes Talent und soll behutsam an die Bundesliga herangeführt werden. Überdies steht der schon im Januar von Zenit St. Petersburg geholte Offen-sivallrounder Sardar Azmoun nun voll im Saft. Der Iraner wird Leverkusen noch viel Freude bereiten.

Reicht die Kaderqualität für drei Wettbewerbe?

Davon ist auszugehen. In Leverkusen sind nicht nur alle Positionen doppelt, sondern auch doppelt gut besetzt. Problemlos lassen sich zwei konkurrenzfähige Mannschaften zusammenstellen. Da wird die Luft selbst für gestandene Profis dünn, weshalb Nadiem Amiri, Paulinho oder Joel Pohjanpalo durchaus noch abgegeben werden könnten.

Wie sieht die Bilanz von Simon Rolfes als Sportchef aus?

Dem 40-Jährigen gelang es nicht nur, starke Zugänge unters Bayer-Kreuz zu lotsen. Er schaffte es zudem, diese mit langfristigen Verträgen auszustatten. Dadurch sind in der Zukunft hohe Ablösesummen zu generieren. Aktuell ist aber die geringe Fluktuation im Kader ein echtes Faustpfand. Eine eingespielte Mannschaft erhöht nun mal die Chance auf Erfolg. „Wir haben in unserer Kaderplanung große Klarheit und Stabilität“, sagt Rolfes.

Warum ist die Werkself zu einer Weltauswahl geworden?

In einer sich immer stärker über den Kommerz definierenden Fußballwelt muss auch Bayer Leverkusen Werte über Bord werfen. Vorbei sind die Zeiten, als der Verein reihenweise deutsche Nationalspieler ausbildete. In dieser Saison wären vom Kernkader lediglich fünf Akteure für Deutschland spielberechtigt. „Bei uns stehen Qualität und Erfolg im Vordergrund. Ich hätte nichts dagegen, wenn 20 unserer 25 Akteure für den DFB spielberechtigt wären. Dafür müssten sie aber unseren hohen Ansprüchen entsprechen, und wir müssten sie gleichzeitig mit unserem Budget finanzieren können“, sagt Rolfes.

Wie groß ist die Chance auf eine eventuelle Meisterschaft?

Der Kader ist eingespielt, die Intensität ob des Konkurrenzkampfes hoch und die individuelle Klasse der einzelnen Spieler groß. Hinzu hat Trainer Gerardo Seoane dem Team durch einstudierte Systeme mit Vierer- und Dreierkette auch während eines Spiels taktische Flexibilität implantiert. Allerdings ist der Kader mit einem Durchschnittsalter von 24,7 Jahren noch recht jung. Die erneute Qualifikation für die Champions League darf erwartet werden, vielleicht ist sogar die Vizemeisterschaft drin. Für mehr dürfte es aber an Erfahrung fehlen.

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