Heimat

„Mannheimer Schwung“

Lesedauer: 

Vereinsleben: Als der zweitälteste in Deutschland schaut der Ski-Club Mannheim auf eine über 115-jährige Geschichte zurück. Seit jeher wird auf Gemeinschaft und gemeinsame sportliche Aktivitäten gesetzt.

Es ist erstaunlich, aber der 1906 gegründete Ski-Club Mannheim ist der zweitälteste in Deutschland. Das verwundert, weil die Stadt zwischen Rhein und Neckar noch nie von Schnee verwöhnt war und auch die umliegenden Höhen von Oden- und Pfälzerwald keine wirklichen Skigebiete sind. Doch inspiriert durch die Geburtsstunde des Skilaufs 1899 im Schwarzwald, gab es damals ein paar wanderbegeisterte Männer, die der Gedanke faszinierte, auch im Winter Berge besteigen zu können.

Ski-Club

Der Ski-Club Mannheim wurde 1906 gegründet und bietet seinen 300 Mitgliedern über das Jahr verteilt ein vielseitiges Programm in verschiedenen Hallen, dem Unteren Luisenpark und dem Käfertaler Wald an.

Wintersport: Ski Alpin, Ski Nordisch, Snowboard (Ein- und Mehrtagesfahrten in den Schwarzwald und in die Alpen).

Hallensport: Gymnastik, Rückenschule, Streethockey.

Freiluftsport: Gymnastik, Nordic-Walking, Boulespiel, Walking, Ski-Inline-Training, Inline-Parcours, Waldlauf, Rennrad/Mountainbike (Odenwald), Sportabzeichen, Wandern (Umgebung und Gebirge).

Dazu kommen Freizeitveranstaltungen wie Sommerfest, Ausflüge, Jahresabschlusstreffen, Sportabzeichenvergabe.

Kontakt: www.skiclubmannheim.de, www.dsv-skischule-mannheim.de

Einige konnten da bereits Skilaufen, 1905 hatte ein Mannheimer sogar des Bismarcklauf gewonnen, das größte Rennen im Schwarzwald. Wie gut das neue Angebot ankam, mag man auch daran ablesen, dass sich in der Szene der Skisportler bald der Begriff „Mannheimer Schwung“ etablierte. Das war jedoch keine neue Technik, sondern ein Spott auf die vielen Stürze der Neulinge. Doch die nahmen es mit Humor, waren sogar stolz, ein Teil der Skigeschichte zu sein. Bis heute trägt die Vereinszeitschrift den Namen „Mannheimer Schwung“. Ein weiteres Beispiel für die Selbstironie im Club sind die Waldmenschen. Schon 1948 bildete sich eine Gruppe, die sich außerhalb der Skisaison dem damals Stocklauf genannten Cross- oder Querfeldeinrennen verschrieb und dafür vorzugsweise im Wald eisenhart trainierte. Weil alle deswegen sehr hager waren, wurden sie schon bald „die Luftgetrockneten“ genannt.

Mehr zum Thema

Zentralschweiz

Den Engeln ganz nahe sein

Veröffentlicht
Von
Detlef Düring
Mehr erfahren

Auf der einen Seite Schneesport mit Ski nordisch, alpin und Snowboard, auf der anderen Seite Leichtathletik, Waldlauf, Schwimmen, Wandern, Bergsteigen, Inline-Training, Gymnastik und Rückenschule – der Ski-Club stellte sich je nach Bedarf vielseitig auf, widmete sich gleichermaßen dem Leistungs-, Breiten- und Freizeitsport, reagierte immer auf Trends und wachsendes Gesundheitsbewusstsein durch Bewegung. So gibt es am Karlstern noch immer das Nordic-Walking-Zentrum, Vorsitzender Hermann Seidl selbst leitet eine Mountainbike-Gruppe, die nach Absprache einmal pro Monat eine Odenwald-Tour macht, mit Start und Ziel in Schriesheim. „Ein großes Plus für den Vereinszusammenhalt ist unsere Odenwaldhütte in der Nähe von Ursenbach“, schwärmt Seidl von der abgelegen Unterkunft mit Platz für 25 Menschen, die sich perfekt für Freizeiten und Feiern aller Art eignet.

Doch anderen Herausforderungen steht der Verein fast machtlos gegenüber: dem Klimawandel mit seinem wachsenden Schneemangel. Was zumindest in der nahen Umgebung das Training erschwert. „Früher fuhr unsere Leistungsgruppe mittwochnachmittags und an den Wochenenden in den Schwarzwald, heute ist das nur noch selten möglich“, bedauert Hermann Seidl. „Dabei findet man zumindest in höheren Lagen eigentlich immer irgendwo Schnee. Allerdings haben sich die Zeiten auf Februar, März oder sogar Ostern verschoben. Wir waren im Spätwinter sogar sechsmal zum Langlaufen im Nordschwarzwald.“ Das akute Problem für seinen 300 Mitglieder starken Club sieht er „in der Unsicherheit, was im Winter wegen der Pandemie auf uns zukommt. Es lässt sich keine Reise planen. Hotels müssten längst gebucht sein.“

Doch Seidl, ein „Sohn der Berge“, der seit 50 Jahren in Mannheim lebt, 1977 in den Verein eintrat und seit zwei Jahren an dessen Spitze steht, gibt nicht auf. Ganz im Gegenteil. Auch wenn die Zeiten, als der Ski-Club in den 60er- bis 90er-Jahren regelmäßig nationale, ja sogar internationale nordische und alpine Erfolge feierte, wohl nicht so schnell wiederkommen. „Unser Anliegen ist es, Skifahren als unglaublich tollen Freizeitsport zu fördern“, will er dem Club zusammen mit einem engagierten Team nach den coronabedingten Rückschlägen neues Leben einhauchen. „Der Verein lebt von jungen Leuten, unsere Zukunft sind die Trendsportarten – da wollen wir von vornherein mitmachen“, hat der Ski-Club in der vereinseigenen DSV-Skischule mit ihren 40 Trainern und Trainerinnen die richtige Anlaufstelle. „Wir können junge Leute besser machen, aber auch Neulinge sind dort gut aufgehoben“, sagt Seidl. „Dann sprechen wir Familien mit Kindern an, die gerne im größeren Kreis Schneesport treiben wollen. Unsere Senioren und Seniorinnen verbinden Bewegung mit Geselligkeit“, punktet Seidl mit einem Programm für alle Generationen. „Im Sommer ist unsere Wandergruppe ein Aktivposten.“

Besonders liegen ihm für die kommende Saison Kinder und Jugendliche am Herzen. „Wir haben eine sehr engagierte Jugendleiterin. Sie und ihr Team sind Bausteine, auf die wir setzen.“ Sie plant – auch für das Rennteam – tageweises Training im Nordschwarzwald. Dorthin zieht es zudem die Langlauf-Fans. Außer einer Jugendfreizeit in den Faschingsferien sind weitere Ski- und Snowboard-Reisen geplant. Die Einstimmung auf die Saison wird ein am 12. November gemeinsam mit der MTG auf deren Gelände organisierter Ski-Bazar sein. Die Erwachsenen werden im Dezember vermutlich auf einem Gletscher den Winter eröffnen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen