Zu viel Belmondo

Von 
Stephan Töngi
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© Rinderspacher

Wir befinden uns in einem kleinen

Dorf südlich des französischen Grenzstädtchens Lauterbourg, also auf der Fahrt nach Süden in Richtung Straßburg. Wir – das sind meine Frau, unser Jüngster und ich. Um die Mittagszeit parken wir in der Mitte des elsässischen Dorfes, das außer Ruhe nichts zu bieten hat. Als wir zu unserem Wagen zurückkehren, wird es hektisch: Autos rasen heran, Reifen quietschen, Uniformierte springen auf die Straße, schreien uns auf Französisch uns unverständliche Sätze zu und rennen in Richtung eines Gebäudes. Mein Urinstinkt zieht mich in die Steinzeit zurück, als der Mann noch als Beschützer von Frau und Kind handelte: Panisch ziehe ich meine Liebsten hinter unser Auto, damit sie vor dem von mir befürchteten Kugelhagel in Deckung gehen. Doch ich habe wohl zu viele Action-Filme mit Jean-Paul Belmondo gesehen: Die vermeintliche Gangsterjagd stellt sich als Löscheinsatz der örtlichen Feuerwehr heraus. Und wir stehen ihr mit unserem Auto im Weg. Zumindest für diese filmreife Szene hätte ich auf dem Gymnasium statt Alt-Griechisch doch besser Französisch gewählt. Stephan Töngi

Redaktion Studium Russistik und Geschichte, Abschluss 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien; 1979 fünfmonatiger Russisch-Sprachkurs an der Staatlichen Lomonossow-Universität in Moskau; 1984 Einstieg beim "Mannheimer Morgen" mit dem Volontariat; seit 1997 stellvertretender Leiter der Politik-Redaktion; schwerpunktmäßig mit der Qualitätssicherung von Seiten betraut

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