Das Wichtigste in Kürze
- Die Popularität von Kanzler Friedrich Merz ist laut Politbarometer gestiegen.
- Mehr als die Hälfte der Deutschen sind mit seiner Arbeit zufrieden.
- Lars Klingbeil bleibt auf Platz zwei der Rangliste wichtiger Politiker.
Mannheim. Als Kanzlerkandidat war Friedrich Merz in den Augen der meisten Deutschen nicht gerade eine Idealbesetzung. Und auch nach seinem holprigen Start im Kanzleramt meinte die Mehrheit, dass Merz seinen Job nicht besonders gut ausübt. Inzwischen sind sieben Wochen vergangen – und siehe da, plötzlich haben die Deutschen den Sauerländer lieb. Diesen Schluss legt zumindest das aktuelle Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen nahe. „Zum ersten Mal ist mehr als die Hälfte der Befragten zufrieden mit der Arbeit des Bundeskanzlers. Das wird noch deutlicher auf dem internationalen Parkett, da meinen sogar 63 Prozent, dass er dort eine gute Figur macht“, sagt Matthias Jung von der Forschungsgruppe.
Friedrich Merz polarisiert weniger
Und was hat diesen Stimmungsumschwung ausgelöst? „Anders als im Wahlkampf polarisiert Merz als Kanzler weniger, tritt fast schon ein wenig präsidentiell auf. Diese wahrnehmbare Änderung seines Stils kommt vor allem im Unionslager sehr gut an“, sagt Jung. In der Rangliste der zehn wichtigsten Politiker verlässt der Kanzler jetzt den Minusbereich und belegt mit einem Imagewert von 0,0 auf der Skala von plus fünf bis minus fünf den vierten Platz.
Und was halten die Deutschen vom Vizekanzler? Lars Klingbeil (SPD) behält in der Rangliste seinen zweiten Platz hinter Verteidigungsminister Boris Pistorius – der Sozialdemokrat führt diese mit einem Riesenabstand gefühlt schon seit ewigen Zeiten an. Klingbeil verschlechtert sich allerdings von 0,8 auf 0,6 und liegt nur noch knapp vor CDU-Außenminister Johann Wadephul (0,5). 47 Prozent der Befragten meinen, dass Klingbeil als Finanzminister einen guten Job macht, das sehen übrigens auch die Anhängerschaften von CDU/CSU, der Grünen und der FDP so.
Geteilt ist dagegen die Meinung der Befragten zu Klingbeil und Bärbel Bas, die am Freitagabend auf dem Bundesparteitag der SPD als Vorsitzende gewählt wurden. 41 Prozent glauben, dass das Duo die Sozialdemokraten erfolgreich in die Zukunft führen wird. 40 Prozent bezweifeln das. Klar ist allerdings das Meinungsbild in der Anhängerschaft der SPD: 73 Prozent sind mit Blick auf Klingbeil und Bas optimistisch.
Union verbessert sich in der Sonntagfrage auf 29 Prozent
In der Sonntagsfrage legt die Union zu und verbessert sich von 27 auf 29 Prozent. „Berauschend ist das natürlich nicht, denn damit liegen CDU und CSU jetzt im Bereich des sehr schlechten Bundestagswahlergebnisses“, sagt Jung. Weil die SPD auch nur auf 15 Prozent (unverändert) kommt, würde Schwarz-Rot mit ihren 44 Prozent eine parlamentarische Mehrheit ganz knapp verfehlen. AfD (22) und Linke (zehn) verlieren jeweils einen Prozentpunkt, die Grünen stagnieren (zwölf). BSW und FDP würden mit ihren unveränderten drei Prozent den Einzug ins Parlament verpassen.
Nach den ersten sieben Wochen fällt auf, dass die Regierungsarbeit bisher ohne große Streitereien abläuft - ganz anders als beim großen Ampel-Chaos. „Das Klima ist jetzt natürlich besser, aber das liegt auch am breiten Konsens in der internationalen Politik, mal schauen, wie sich die Sache entwickelt, wenn es um innen- und sozialpolitische Themen geht“, sagt Jung. Die Koalition hat dabei allerdings für sich optimale Rahmenbedingungen geschaffen. Sie kann Riesensummen - nämlich schuldenfinanziert - für Verteidigung und Infrastruktur ausgeben, ohne dass sie sparen muss. „Selbst die Bundesländer bleiben ruhig, die bekommen jetzt 100 Milliarden Euro und müssen diese nicht, wie ursprünglich vorgesehen, für zusätzliche Investitionen verwenden, sondern können damit auch andere Ausgaben finanzieren“, so Jung.
Interessant dabei ist, wie groß die Unterstützung der Deutschen für die Aufnahme von Rekordschulden im Haushaltsentwurf 2025 ausfällt. 55 Prozent der Befragten halten dies angesichts der aktuellen Herausforderungen für richtig. Auf Ablehnung stößt der Schuldenkurs in den Lagern der AfD (79 Prozent), BSW (80) und FDP (61).
Misstrauen gegen Trump und die USA ist groß
Wie sehr sich die Stimmung geändert hat, lässt sich an der Antwort auf die Frage ablesen, ob Deutschland die Verteidigungsausgaben stark erhöhen soll, um das Fünf-Prozent-Ziel der Nato erreichen zu können. 65 Prozent bejahen dies jetzt. Zum Vergleich: Als die Nato 2014 nach der Krim-Annexion durch Russland beschlossen hatte, dass die Mitglieder künftig zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigungen stecken müssten, war das in Deutschland umstritten.
Das Misstrauen gegen den US-Präsidenten ist übrigens groß. Sie nehmen Donald Trumps Bekenntnis zur Nato nicht für bare Münze. Nur 21 Prozent meinen, dass die USA unter ihrem Präsidenten weiter die militärische Sicherheit Europas garantieren würden. Folglich ist es für 90 Prozent der Deutschen wichtig, dass sich die europäischen Verbündeten auch ohne die USA selbst verteidigen können.
Die Befragten ziehen daraus auch den logischen Schritt, dass es wieder eine Wehrpflicht geben soll. 45 Prozent würden diese für Männer und Frauen einführen, 17 Prozent meinen, die Wehrpflicht solle nur für die Männer gelten. Allerdings: Zwar lehnen nur 35 Prozent eine Wehrpflicht generell ab, darunter aber 52 Prozent der 18- bis 34-Jährigen, also jener Personenkreis, aus dem die Wehrpflichtigen rekrutiert würden.
Zurück zu Friedrich Merz. Mit seiner Aussage, dass Israel im Kampf gegen den Iran die „Drecksarbeit“ des Westens machen würde, hat der Kanzler Kritik einstecken müssen. Danach starteten auch die USA Angriffe auf drei iranische Atomanlagen. 47 Prozent fanden das nicht gut, 42 Prozent befürworteten die Angriffe. Dass der Waffenstillstand zwischen Israel und Iran halten wird, glauben allerdings nur 27 Prozent der Deutschen.
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