Politbarometer

Verteidigungsministerin Lambrecht auf dem letzten Platz

Von 
Walter Serif
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Mannheim. Viel Bewegung im aktuellen Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen: CDU/CSU und die Grünen klettern jeweils um drei Prozentpunkte, die SPD fällt um drei Zähler. Damit ist die Union mit 26 Prozent in der Umfrage zum ersten Mal seit August 2021 wieder stärkste Kraft – vor den Grünen, die 24 Prozent erzielen würden, wenn bereits am Sonntag schon wieder Bundestagswahl wäre. Damit erhalten die Grünen die höchste Zustimmung seit einem Jahr. Auf dem dritten Platz landet die SPD mit 22 Prozent. Das ist ihr niedrigster Wert in dieser Legislaturperiode. Auch die FDP würde Federn lassen, sie kommt auf sieben Prozent (minus zwei). „Im Vergleich zum letzten bundesweiten Politbarometer vor drei Wochen sind die Ausschläge sehr groß, das liegt vor allem daran, dass die zwei Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen praktisch noch ganz frisch sind. Besonders profitieren die zwei Wahlgewinner während SPD und die FDP nach ihren Schlappen an Zuspruch verlieren“, sagt Andrea Wolf von der Forschungsgruppe.

Zweifel an Friedrich Merz

Wolf geht davon aus, dass sich die Ausschläge bis zum nächsten Politbarometer in vier Wochen wieder abschwächen werden, verweist aber darauf, dass bei der Landtagswahl in NRW im Gegensatz zu den Abstimmungen im Saarland und in Schleswig-Holstein auch die Bundespolitik eine Rolle gespielt hat. „CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte ja wegen seiner kurzen Zeit als Regierungschef keinen Amtsbonus und Bundeskanzler Olaf Scholz war auch im NRW-Wahlkampf sehr präsent.“

Während bei den Grünen derzeit alles passt – Wahlerfolge, beliebtes Personal – stellt sich die Frage, wie nachhaltig das Umfragehoch der Unionsparteien ist. Von den zwei Spitzenkräften, die in der Rangliste der der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker auftauchen, sind nur zwei aus dem Lager der Union. Beide schneiden beim Ansehen nicht besonders gut ab. CDU-Chef Friedrich Merz verbessert sich, bleibt aber mit einem Imagewert von 0,2 auf der Skala von plus fünf bis minus fünf eher blass. Das reicht nur für den siebten Platz.

Einen Rang dahinter rangiert Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der einst als potenzieller Kanzlerkandidat und Kanzler galt, aber inzwischen in der Bundespolitik keine besonderes Rolle mehr spielt. Sowohl Merz als auch Söder repräsentieren eine Politikergeneration, die irgendwie altbacken wirkt im Vergleich zu den jungen Hoffnungsträgern der CDU – also Nordlicht Daniel Günther und Westfale Hendrik Wüst, die sich auch mal selbst reflektieren und emotional zeigen. Wie Robert Habeck und Annalena Baerbock von den Grünen, die die Rangliste mit großem Abstand vor dem schwächelnden Kanzler anführen, der mit seiner Art bei den Wählern als Regierungschef jetzt schlechter als zu Zeiten seiner Kanzlerkandidatur ankommt.

Gleichwohl wurden die Wahlsiege von Günther und Wüst teilweise auch Merz zugeschrieben. Als Parteichef könnte er auch Anspruch auf die Kanzlerkandidatur in drei Jahren erheben – wenn er an den neuen Hoffnungsträgern vorbeikommt. Allerdings glaubt eine relative Mehrheit von 47 Prozent der Befragten nicht, dass Merz die CDU erfolgreich in die Zukunft führen wird. „Interessant ist, dass nur 65 Prozent der Unionsanhänger voll hinter Merz stehen. Zum Vergleich: Bei FDP-Chef Christian Lindner glauben 82 Prozent aus dem Lager der Liberalen, dass es mit ihm vorangeht. Sein innerparteilicher Rückhalt ist also viel größer als bei Merz“, sagt Wolf.

Das SPD-Personal hat mit Ausnahme von Christine Lambrecht bessere Imagewerte. Die Verteidigungsministerin stürzt regelrecht auf minus 0,8 ab und fällt auf den letzten Platz. Scholz hält seinen dritten Rang. Gesundheitsminister Karl Lauterbach bleibt auf dem fünften Platz. Stagnation ist also bei den Sozialdemokraten angesagt.

Populäres Grünen-Personal

Dagegen gibt es für die Grünen sehr gute Werte: Habeck führt die Rangliste weiter an und erzielt seine bisherige Bestnote. Baerbock legt kräftig zu und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sitzt dem Kanzler im Nacken. „Bei Baerbock hat man den Eindruck, dass sie jetzt genau auf dem richtigen Posten ist, auch Habeck macht einen super Job. Sein Kommunikationsstil ist authentisch und verständlich“, sagt Wolf. Diese Werte spiegeln auch ihr Auftreten in der Ukraine-Krise wider. 74 Prozent der Deutschen meinen, dass Baerbock in der Ukraine-Krise gute Arbeit abliefert, bei Habeck sind es 67 Prozent – dem Kanzler attestiert dagegen nur die die Hälfte, dass er seinen Job gut erledigt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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