Washington. Seit mehr als einem Jahrzehnt befasse ich mich mit Wahlkämpfen. Und wenn ich Vorlesungen darüber halte, lernen die Studenten schon am Anfang der ersten Sitzung: Wahlkämpfe machen einen Unterschied - und es ist zentral, welche Art von Wahlkampf man führt! So war Angela Merkels Wahlkampf 2013, der ganz auf die Kanzlerin und ihre Erfahrung setzte, brillant orchestriert. Dem Wahlkampf der baden-württembergischen CDU im vergangenen Frühjahr fehlte dagegen der Pepp. Die Grünen machten alles richtig und personalisierten ganz auf ihren beliebten Spitzenkandidaten: das Gesicht Winfried Kretschmanns blickte verschmitzt von jedem Wahlplakat. Kompetenz und Vertrauen waren die Kernbotschaften, die damit ausgestrahlt werden sollten. Und das gelang. Wahlkämpfe sind auch psychologisch angereicherte Gefechte symbolischer Politik. Und hinter jedem Wahlkampf steckt eine zentrale Strategie, die von Politikberatern mitentworfen wird.
In den USA ist das Wahlkampf-Beratungs-Geschäft schon viel weiter entwickelt als bei uns - eine richtige Industrie. Aber es gibt immer DEN Strategieberater, der heraussticht und auch einen gewissen Promi-Status genießt. Das war sicherlich Carl Rove bei George W. Bush, James Carville bei Bill Clinton, David Axelrod bei Obama. Und bei Donald Trump ist es jetzt Stephen Bannon.
Wer ist dieser Stephen Bannon? Bis zu seiner Berufung als Chefstratege der Trump-Kampagne verantwortete er eine erzkonservative und recht einflussreiche Nachrichten-Webseite, Breitbart News. Diese zeichnet sich durch extrem konservative Themen und Positionen aus - es geht dort vor allem um gezieltes Clinton-Bashing, aber auch die eigenen republikanischen Parteikollegen werden hier nicht verschont.
Ohne Frage, Bannon weiß, wie das Fernsehen UND das Internet funktionieren. Sein Stil ist verbal aggressiv, offen feindselig und angstfrei. Ihm zur Seite steht Kellyanne Conway, eine 49-jährige Juristin, die langjährige Erfahrung im republikanischen Politikgeschäft hat. Sie ist Umfrageexpertin und hat unter anderem für Newt Gingrich und Dan Quayle gearbeitet. Sie kommentiert regelmäßig im sehr konservativen Nachrichtenkanal FOX.
Doch was sagt uns dies alles über Trumps Wahlkampfstrategie? Aus der Wahlforschung wissen wir: Wahlen werden in der Mitte gewonnen. Es geht darum, die eher volatilen Wähler, die offen nach beiden Seiten sind, zu gewinnen. Und diese sind nun mal in der Mitte des Parteienspektrums angesiedelt. Und was macht Trump? Mit dieser Neuausrichtung seines Wahlkampfteams spricht er ganz klar den rechten Rand der Republikaner an. Es wird ein extremer Wahlkampf und es wird ein noch schmutzigerer Wahlkampf, als wir es in der Endphase der Vorwahlen gesehen haben.
Was ist Hillarys Reaktion hierauf? Sie hält sich derzeit zurück und überlässt Trump die Bühne und das Poltern. Momentan reicht dies - aber mit den neuen E-Mail-Anschuldigungen, die gegen sie erhoben werden, ist es fraglich, ob diese Strategie aufgeht. Unsere Autorin Andrea Römmele, Politikprofessorin aus Mannheim und Direktorin an der Hertie School of Governance in Berlin, erlebt den Wahlkampf in den USA hautnah: Sie unterstützt die Demokratin Hillary Clinton und deren Team.
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