Iran - Folgen der Sanktionen noch nicht absehbar

Teheran droht den USA

Von 
Birgit Cerha
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Teheran. "Wenn wir den kleinsten Fehltritt der Feinde bemerken, werden unsere dröhnenden Raketen auf ihre Köpfe fallen." Mit dieser Drohung begleitet der iranische General Hadschizadeh am Wochenende Militärmanöver der Revolutionsgarden. Sie sollen den USA demonstrieren, dass sie den Iran nicht einschüchtern können. Auch verbal eskaliert die Kraftprobe mit der neuen US-Führung, die als Reaktion auf einen iranischen Raketentest Sanktionen verhängt hatte.

Doch der Hauptgrund für die Spannungen ist nicht das von Trump verteufelte Atomabkommen und dessen angebliche Verletzung durch Teheran, sondern Irans wachsende geostrategische Macht im Mittleren Osten. Obwohl schiitische Milizen mit iranischer Unterstützung in dem von den USA geführten Anti-Terrorkrieg im Irak und in Syrien eine wichtige Rolle spielen, identifiziert die neue US-Administration den Iran als "größten staatlichen Terror-Sponsor".

Eine Studie iranischer Aktivitäten in der Region zeigt hingegen ein anderes Bild. Demnach ist der Iran keineswegs ein militärischer oder ideologischer Gigant. Nicht nur liegt die iranische Militärkraft, wie auch das Rüstungsbudget, weit unter jenen der regionalpolitischen Rivalen, allen voran Saudi-Arabien.

Kritik an der Regierung

Doch die Menschen im Iran sind nicht nur wütend auf Trump, sondern auch auf die eigene Regierung. "Ich verstehe nicht, warum die jeden Monat Raketen in die Luft schießen müssen", sagt ein Basar-Händler in Teheran. Gleich am Anfang der Präsidentschaft Trump so zu provozieren sei "einfach nur dumm". Die Verteidigung gegen die theoretische Gefahr eines Angriffs auf den Iran beschere den Bürgern mit den Sanktionen nun reale Probleme, argumentiert ein anderer Händler.

Allerdings bleibt bisher unklar, welche Auswirkungen die Sanktionen tatsächlich haben werden. Sie wären nach Meinung von Wirtschaftsexperten nur effektiv, wenn sie die nach dem Atomabkommen mit den USA getroffenen Abkommen betreffen sollten - darunter ein Geschäft mit dem Flugzeugbauer Boeing, bei dem die Wartung der alten iranischen Boeings vereinbart wurde. Hardliner im Iran freuen sich indes über die Entwicklung. Vier Monate vor der Präsidentschaftswahl wittern sie Chancen, mit ihrem Kandidaten gegen den gemäßigten Amtsinhaber Hassan Ruhani zu gewinnen. (mit dpa)

Korrespondent

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