Nachruf: Ex-Präsident mit 83 Jahren gestorben

Südkorea trauert um Kim Dae Jung

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Seoul/MaNNheim. Er galt als Asiens Nelson Mandela - Kim Dae Jung war eine der schillerndsten Figuren auf der Koreanischen Halbinsel. Der frühere Präsident Südkoreas starb gestern im Alter von 83 Jahren in Seoul an Herzversagen.

Kim Dae Jungs Platz in den Geschichtsbüchern war bereits zu Lebzeiten gesichert. Der Politiker erwarb sich durch seinen Einsatz für Demokratie und Freiheit weltweit Ansehen - und musste für dieses Engagement einen hohen Preis zahlen. Südkoreas frühere Militärdiktatoren wollten ihn immer wieder ausschalten - im wahrsten Sinne des Wortes. Mehrere Jahre verbrachte Kim in den 1970ern im Gefängnis, der südkoreanische Geheimdienst wollte ihn nach einer Entführung umbringen - das verhinderten die USA. Kim wurde zum Tode verurteilt und nach seiner Begnadigung nach Amerika abgeschoben. 1985 kehrte Kim nach Südkorea zurück, stand unter Hausarrest und baute mit seinem Rivalen Kim Young Sam die Opposition auf. Dieser gewann 1992 gegen ihn das Rennen um das Präsidentenamt - Kim Dae Jung zog sich enttäuscht aus der Politik zurück.

Vorbild Willy Brandt

1995 startete er sein überraschendes Comeback und löste 1998 Kim Young Sam als Präsident ab. Mit seiner "Sonnenscheinpolitik" bereitete das neue Staatsoberhaupt die Aussöhnung mit dem Norden vor. Kims großes Vorbild: Willy Brandt. Nach seinem legendären Gipfeltreffen mit Diktator Kim Jong Il (2000) bekam er den Friedensnobelpreis. Hinterher stellte sich allerdings heraus, dass Zahlungen in Höhe von 300 Millionen Euro getätigt wurden, um Nordkorea auf Entspannungskurs zu trimmen. Von einem gekauften Gipfel wurde gesprochen. Dubios blieb auch die Rolle des Autokonzerns Hyundai, der viel Geld investierte, es war die Rede von Korruption. Plötzlich stand Kim nicht mehr im Sonnenschein. 2003 blieb seine politische Uhr stehen. was

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