Washington. Die Forschung zu TV-Duellen ist sich über deren begrenzte Wirkung im Klaren. Sie wirken, wenn überhaupt, dann nur für drei bis vier Tage nach und bestärken unsere Haltung zu den Kandidaten, die wir ohnehin favorisieren. Wenn sie die Umfragewerte beeinflussen, so ist das meist von kurzer Dauer.
Für die Wähler sind TV-Duelle eine gute Gelegenheit, sich in kondensierter Version einen Eindruck über das politische Angebot und vor allem den öffentlichen Auftritt der Kandidaten zu verschaffen. Knapp und unterhaltsam präsentiert gleichen die Debatten oft einer perfekt inszenierten Show - ohne große Überraschungen.
So viel zur Theorie. In der Nacht von Montag auf Dienstag haben wir mit dem ersten TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump einen Schlagabtausch gesehen, der wohl als Ausnahme der Regel gelten kann. Im Vorfeld schon wurde der Debatte entgegengefiebert und eine enorme Bedeutung zugesprochen, gerade auch weil Clinton und Trump in den Umfragen so nah beieinander liegen. "Kann Donald auch 'Präsident' oder nur 'Rüpel'?", fragten sich die Kommentatoren im Vorfeld, "Wie steht es wirklich um Hillarys Gesundheitszustand?" - "Wird es ein Duell der Argumente oder der persönlichen Anfeindungen werden?" - "Wie stark wird der Moderator gefordert sein?"
Kritiker von Donald Trump dürften nach diesem Duell aufatmen. Obwohl es inhaltlich nicht überrascht, ist es erstaunlich, dass Hillary Clinton so klar als Siegerin aus der Debatte hervorgeht. Sie war - wie man es von ihr gewohnt ist - extrem gut vorbereitet und hat den richtigen Ton zwischen Sachlichkeit und Faktenorientierung, aber auch der richtigen Prise Menschlichkeit getroffen. Sie hat hier und da persönliche Geschichten über ihren Vater, aber auch über Bill und Chelsea eingestreut, ein wenig Emotionen gezeigt, sich aber nicht provozieren lassen.
Ganz anders Trump: Die ersten zehn Minuten der Debatte hatte er sich noch einigermaßen im Griff, aber dann wirkte er unkontrolliert, trotzig, unseriös - ganz so, wie man ihn kennt. "Typisch Politiker. Nur reden, nicht handeln" war noch einer der harmloseren Kommentare von Trump über Clinton, der auch mit seinem "immensen Einkommen" prahlte: Es sei Zeit, dass jemand Amerika anführe, der etwas von Geld verstehe. Auf dergleichen konnte Clinton nur lässig erwidern: "Donald, ich weiß, dass Sie in Ihrer eigenen Realität leben."
Gut für Clinton, dass Trump sich dermaßen wenig staatsmännisch verhielt. Das ermöglichte ihr, einen souveränen Auftritt hinzulegen, obwohl sie selbst auch nicht sonderlich beliebt unter der Wählerschaft ist.
TV-Duelle sind das eine, was danach von den Spindoktoren, den Kommentatoren und den Medien daraus gemacht wird, ist das andere. Auch hier hat Hillary momentan die Nase vorne, eine überwiegende Mehrheit der Medien sieht sie als klare Punktsiegerin. Ob es ihr nutzen wird? Ihrer ins Stocken geratenen Kampagne wird dies dringend benötigten Aufwind geben. Unsere Autorin Andrea Römmele, Politikprofessorin aus Mannheim und Direktorin an der Hertie School of Governance in Berlin, erlebt den Wahlkampf in den USA hautnah: Sie unterstützt die Demokratin Hillary Clinton und deren Team.
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