Hamburg/Mannheim. Natürlich wusste Norbert Schätzle, dass der G20-Gipfel in Hamburg keine einfache Veranstaltung werden würde. "Wenn rund 2500 gewaltbereite Linksautonome aus dem schwarzen Block da sind, dann gehen die nicht einfach wieder, da kann der Name einer Demo ,Welcome to Hell' schnell zum Programm werden", sagt der 54-Jährige. Dass es aber so heftig werden würde, hatte der Heidelberger nicht erwartet: "Mit dem Ausmaß der Gewalt haben wir nicht gerechnet, ich habe so etwas noch nie erlebt. Auch in Hamburg war das der größte Einsatz bisher."
Norbert Schätzle war als einer von rund 100 Beamten aus dem Präsidium Mannheim dabei. Zuhause arbeitet er als ein Sprecher des Präsidiums, in Hamburg war er Teil des 20-köpfigen Social-Media-Teams. "Wir haben die ganze Zeit über Einsätze und Vorkommnisse rund um den Gipfel per Twitter und Facebook im Internet informiert." Diese Form der Krisenkommunikation hält Schätzle für unverzichtbar, weil sie schnell sei, "so können wir größtmögliche Transparenz bieten." Zudem hat die Polizei die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was sie wann veröffentlicht.
Die Stimmungslage im Internet habe sich während des Gipfels verändert, berichtet Schätzle. Am Anfang habe es neben vielen praktischen Fragen auch eine Menge Kritik gegeben - überhaupt sei die Stimmung der Polizei gegenüber in Hamburg deutlich kritischer. Seit dem Gipfelauftakt habe sich das aber verändert, "wir haben online immer mehr Unterstützung erfahren, am Ende waren es rund 90 Prozent. Und nicht nur im Internet: Bürger in Hamburg haben den Kollegen, Blumen, Süßigkeiten und Kuchen gebracht." Auf jeden Fall werde die Arbeit der Polizei im Internet wahrgenommen: An einem Tag habe es 54 000 Reaktionen und Anfragen gegeben.
Behandelt wie Obdachlose
Dabei ist nicht nur die offizielle Polizei im Internet unterwegs. Thomas Mohr, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Mannheim, hat ein Bild von Polizisten gepostet, die am Rande des G20-Gipfels auf dem Boden schlafen und das mit harscher Kritik verbunden. Wie Obdachlose müssten die Beamten rumliegen - mehr als 190 000 Mal wurde der Eintrag bis zum Abend geteilt.
Nicht alltäglich war für Schätzle ein Interview mit dem Schauspieler Til Schweiger. Der dankt der Polizei und verurteilt gewalttätige Demonstrationen.
Norbert Schätzle
- Norbert Schätzle, 54 Jahre, arbeitet in der Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim.
- Er war im Dezember beim OSZE-Gipfel in Hamburg dabei.
- Schätzle ist Abwesenheitsvertreter des Leiters der Pressestelle und gehört auch zum Social Media Team in Mannheim.
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