São Paulo. Er war der mächtigste Politiker seines Landes und zog auch noch nach seiner Präsidentschaft alle Fäden im Hintergrund. Néstor Kirchner hatte angekündigt, 2011 noch einmal für die Präsidentschaft zu kandidieren. Gestern erlitt der 60-Jährige in seinem Haus in Calafate in der patagonischen Provinz Santa Cruz einen Herzinfarkt. Dort hatte er gerade Parteigefährten zu einer Sitzung versammelt. Alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Seine Frau, die amtierende Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, war bei ihm.
Die Todesnachricht schlug wie ein Schock in Argentinien ein. Alle Radiosender spielten Trauermusik und die Menschen versammelten sich in den Cafés vor dem Fernseher. In diesem Jahr musste Kirchner bereits mehrfach wegen Herzproblemen im Krankenhaus behandelt werden. Ihm wurde auch ein Bypass eingesetzt. Seine letzte Operation hatte er Anfang September überstanden.
Zusammen mit Brasiliens Präsident Lula da Silva galt Kirchner als einflussreichster Politiker in Lateinamerika. Auch im eigenen Land hatte der "Kirchner-Clan" die Politik fest in seiner Hand. Den beiden großen Zeitungen des Landes "Clarin" und "La Nación" hatten die Kirchners wegen kritischer Berichterstattung den Krieg erklärt. 2011 wollte Kirchner noch einmal für das höchste Staatsamt kandidieren. Die zersplitterte Opposition sprach schon von einer Kirchner-Diktatur.
23 Jahre waren Cristina und Néstor tonangebend in der argentinischen Politik. Néstor war Bürgermeister, Gouverneur der Provinz Santa Cruz und von 2003 bis 2007 Staatspräsident. Als Präsident war sein Regierungsstil autokratisch. Er regierte mit Notfalldekreten und ignorierte das Parlament. Bisweilen berief er nicht einmal seine Minister zur Kabinettssitzung zusammen. Während in der Anfangszeit die Beliebtheitswerte der Kirchners hoch waren, wurde in den vergangenen Jahren zunehmen Kritik an dem autokratischen Powerpaar laut.
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