Zu viel Zeit am PC oder Smartphone kann Kinder krank machen. Hyperaktivität, Konzentrationsstörungen oder sprachliche Defizite sind mögliche Folgen unsachgemäßer Nutzung. Das belegen Studien, und dieses Argument ziehen auch Kritiker gerne heran, um vor "zu frühem Gebrauch" digitaler Medien zu warnen. Dabei übersehen sie, dass gerade solche Forschungsergebnisse dazu animieren müssen, schon kleine Kinder mit pädagogisch durchdachten Konzepten in die Medienwelt einzuführen. Deshalb muss mit dieser Skepsis Schluss sein. Bessere Aufklärung und mehr Transparenz sind nötig.
Kinder, die in unsere heutige Gesellschaft hineingeboren werden, kommen automatisch mit digitalen Medien in Kontakt. Dass sie neugierig darauf sind, was Eltern am Smartphone oder Tablet-PC tun, und dass sie es selbst versuchen wollen, ist klar. Nur logisch ist es deshalb, ihr Interesse zu nutzen, um sie professionell im Umgang damit anzuleiten.
Doch bevor das geschehen kann, müssen zwei Dinge erfüllt sein: Erstens müssen die pädagogischen Fachkräfte über den entsprechenden Kenntnisstand verfügen. Sie sollten lernen, wie sie digitale Medien sinnvoll einbinden - und bevor sie das tun, müssen sie gegebenenfalls selbst weitere Erfahrungen in der digitalen Welt sammeln.
Schulungen ergeben aber erst wirklich Sinn, wenn klar ist, wo Bedarf besteht. Bildungsinhalte in Kitas obliegen in Deutschland dem jeweiligen Träger. Die Ministerien wissen nicht, wie viele Kitas in welcher Form digitale Geräte verwenden. Und selbst wenn es Zahlen gäbe, so sagten diese noch nichts über die Qualität des Angebots aus.
Der Handlungsbedarf ist groß. Es gilt, schnell die Zweifel zu vertreiben, um nicht aus Angst vor möglichen Gefahren letztlich Schlimmeres zu bewirken. Schließlich werden Kinder kaum ohne digitale Medien deren sinn- und maßvollen Einsatz erlernen. Wer sich früh bewusst in der digitalen Welt bewegt, wird die Technik später sicher eher mit Bedacht einsetzen als jemand, für den sie lange unerreichbar blieb.
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