Rom. Papst Franziskus erhält für sein Entgegenkommen gegenüber Schwulen und Lesben Zuspruch von Deutschlands Katholiken. „Franziskus setzt mit diesen Worten ein deutliches Signal in die Gesellschaft“, sagte Theodor Bolzenius vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am Donnerstag. Während die rechtliche Absicherung von staatlicher Seite in Deutschland erfüllt sei, sei die katholische Kirche bei der Segnung homosexueller Paare noch nicht so weit, beklagte Bolzenius. Das ZdK setzt sich für die Segnung homosexueller Paare ein.
Franziskus hatte in einem Interview für einen Dokumentationsfilm gesagt: „Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu sein.” Gesetze sollten die Grundlage schaffen, entsprechende Partnerschaften auch rechtlich abzusichern. Dafür wolle er sich einsetzen. Der Film mit dem Titel „Francesco” wurde am Mittwoch in Rom vorgestellt.
Der Kursschwenk des Papstes stieß auch bei der Vereinigung „Wir sind Kirche” auf Zuspruch. „Die Aussagen des Papstes sind ein Fortschritt gegenüber der offiziellen Haltung der Kirche, die praktizierte Homosexualität nicht duldet”, sagte Christian Weisner, Pressesprecher der Initiative, die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzt. „Franziskus erkennt damit endlich die Realität an, wenn er sagt, sie sind Kinder Gottes und hätten das Recht auf eine Familie”, betont Weisner.
Weisner: Noch ein weiter Weg
Bis zur Anerkennung in der Praxis sei es jedoch noch ein weiter Weg – auch in Deutschland. „Erst vor wenigen Tagen hat ein Pfarrer in München die Eheringe von Schlagersänger Patrick Lindner und seinem Mann Peter Schäfer gesegnet“, sagt Weisner. Das habe in Teilen der katholischen Kirche für viel Unmut gesorgt, so Weisner. Michael Brinkschröder vom LSB-Komitee im Regenbogenforum, das sich für die Rechte von Lesben, Schwulen und Bisexuellen in der katholischen Kirche einsetzt, warnt deshalb vor einer Überbewertung. „Bisher ist das nur ein Statement und noch nicht Teil der offiziellen Lehre”, sagt er. Der Papst gebe der Kirche damit jedoch die Möglichkeit, sich seine Position zu eigen zu machen.
Stephan Goertz, Professor für Moraltheologie an der Universität Mainz, hält die Aussage des argentinischen Papstes dennoch für „bemerkenswert”.
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