Kolumbien - Kein Politikwechsel nach Präsidentenwahl

Machtbewusster Santos löst konservativen Uribe ab

Von 
Susann Kreutzmann
Lesedauer: 

Bogota. "Die Stunde der nationalen Einheit hat begonnen." Die ersten Worte des neu gewählten kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos (Bild) gehen im Konfetti-Regen seiner Anhänger unter. Mit 69,05 Prozent der Stimmen gewann der ehemalige Verteidigungsminister und Kandidat der konservativen Partei der Nationalen Einheit am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt. Sein Gegner von der Grünen-Partei Antanas Mockus kam auf 27,5 Prozent der Stimmen.

Kolumbien steht damit vor einem Machtwechsel im Präsidentenpalast. Einen Politikwechsel wird es aber nicht geben. Santos hat ein schweres Erbe übernommen. Nach rund 40 Jahren Bürgerkrieg mit etwa 150 000 Toten und Zehntausenden Verschwundenen sehnen sich die Kolumbianer nach Frieden.

Santos, der aus einer der einflussreichsten kolumbianischen Familien kommt, ist ein enger Vertrauter des bisherigen Präsidenten Álvaro Uribe. Genau wie er steht der 58-Jährige für eine Politik der nationalen Sicherheit und lehnt jegliche Verhandlungen mit der linksgerichteten FARC-Guerilla ab. Noch in der Wahlnacht forderte Santos die FARC in einem Ultimatum auf, alle Gefangenen freizulassen. Es werde keinen Dialog geben, "solange sie sich nicht vom Terrorismus verabschiede", versprach er seinen Wählern.

Auch bei diesen Wahlen gab es gewaltsame Zwischenfälle in den Hochburgen der Rebellen. Im Norden der Provinz Santander wurden sieben Polizisten von der linken Guerilla der ELN (Nationalen Befreiungsarmee) ermordet. Urnen und Wahlzettel wurden verbrannt, wie die lokale Presse berichtet.

Santos Bekanntheit gründet sich vor allem auf die erfolgreichen Befreiungsaktionen der FARC-Geiseln Ingrid Betancourt und Clara Rojas. Als machtbewusst, diszipliniert und pragmatisch, beschreiben ihn seine Anhänger. Doch auch innerhalb der Konservativen gilt Santos als Hardliner, der vor militärischen Aktionen, die völkerrechtlich zweifelhaft sind, nicht zurückschreckt. Unter seiner Verantwortung fand 2008 ein Militärschlag gegen ein Lager der FARC auf ecuadorianischem Staatsgebiet mit mindestens 20 Toten statt. Diese Aktion hatte beide Länder an den Rand eines Krieges gebracht.

Korrespondent

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen