Berlin. Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future hat auf ihrem internationalen Instagram-Profil am Mittwochabend einen Post veröffentlicht, in dem sie Israel scharf angreift. Der Staat betreibe ein „Apartheid-System“ gegen die Palästinenser und begehe dabei „Völkermord“, heißt es. Gleichzeitig warfen die Klimaaktivisten westlichen Medien vor, die Öffentlichkeit zu manipulieren.
Einleitend heißt es in dem Beitrag: „So wird man in den westlichen Medien einer Gehirnwäsche unterzogen, damit man sich auf die Seite Israels stellt.“ Anschließend legen die Aktivisten dar, wie westliche Medien angeblich bewusst Informationen zurückhalten, um ein positiveres Bild Israels zu erzeugen. Gleichzeitig wird behauptet, Palästinenser würden in der Berichterstattung „entmenschlicht“. Im weiteren Verlauf relativiert der Post den Angriff der Hamas und behauptet, mit Blick auf diesen müsse bedacht werden, dass der israelische Staat Palästinenser seit 75 Jahren unterdrücke und „ethnische Säuberungen“ begehe.
Deutscher Ableger distanziert sich
Erst vor kurzem hatte Greta Thunberg, Gründerin der Bewegung, für Aufsehen gesorgt. Auf X schrieb sie: „Heute streiken wir aus Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern.“ Pro-palästinensische Organisationen hatten zu einem „Generalstreik“ aufgerufen, Thunberg teilte ihr Flugblatt.
Der deutsche Ableger von Fridays for Future hat sich inzwischen auf X, ehemals Twitter, zu dem Post geäußert. Die Aktivisten machen deutlich, dass der internationale Account nicht für sie spreche, der Post nicht mit ihnen abgestimmt sei und sie mit den Inhalten nicht übereinstimmen würden. Erst vor kurzem hatte Fridays for Future Germany klargestellt, dass man uneingeschränkt solidarisch mit Jüdinnen und Juden sei, die antisemitische Gewalt erleben. Gleichzeitig sehe man das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza. „Unsere Herzen sind groß genug, all das gleichzeitig fühlen zu können“, hieß es weiter.
„Eine Dämonisierung“
Dass Fridays for Future international nicht für die ganze Bewegung spreche, betont im Gespräch mit unserer Redaktion auch Nicholas Potter. Es sei nur eine Handvoll Aktivisten, die den internationalen Account bespiele. Potter, britisch-deutscher Journalist und für die Amadeu Antonio Stiftung in Berlin tätig, beschäftigt sich mit rechten Bewegungen und Antisemitismus. Erst kürzlich hat er ein Buch über Judenhass in progressiven Bewegungen veröffentlicht. Solche Tendenzen erkennt er auch in Teilen von Fridays for Future.
In dem Post sieht er eine Dämonisierung Israels und Verschwörungsideologien. „Das ist nicht weit entfernt von der Idee der Lügenpresse“, sagt er. Zudem kritisiert er, dass viele der aufgestellten Behauptungen falsch seien. „Die Idee, dass Israel mit Absicht versucht, Palästinenser zu vernichten, stimmt nicht“, so Potter. Auch den Begriff der „Apartheid“ hält er im Israel-Kontext für unangemessen.
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