Buenos Aires. Kurz nach Schließung der Wahllokale ist der Verkehr in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires zum Erliegen gekommen. Auf dem Plaza del Mayo versammelten sich Zehntausende, um die Wiederwahl von Präsidentin Cristina Kirchner zu feiern. Die 58-Jährige verteidigte ihr Amt souverän mit 53,8 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission nach Auszählung von über 97 Prozent der Stimmzettel bekanntgab. Sozialist Hermes Binner kam als Zweiter auf 16,9 Prozent.
Nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zeigte sich eine gerührte Präsidentin und sagte, es sei ihr Mann gewesen, der eine historische Etappe eingeläutet habe. "Er ist der Ursprung meines heutigen Sieges", sagte sie mit den Tränen kämpfend. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr erlag Nestor Kirchner überraschend einem Herzinfarkt. Es galt als ausgemacht, dass der frühere Präsident (2003 bis 2007) in diesem Jahr die Amtsgeschäfte wieder hätte übernehmen sollen. Im Hintergrund hatte er auch während Cristinas Präsidentschaft die Fäden gezogen. Sein Tod veränderte die als glamoursüchtig geltende Präsidentin.
Gute wirtschaftliche Lage
Kirchners Wiederwahl beruht vor allem auf der wirtschaftlichen Lage des Landes. Ein Wachstum von rund acht Prozent sorgt für steigende Beschäftigungszahlen und hohen privaten Konsum. Nach über zehn Jahren großer Unsicherheit atmete vor allem die Mittelschicht wieder auf. Dennoch warnen Experten vor einem kurzfristigen Boom. Die Inflationsrate beträgt rund 20 Prozent und ist nach Venezuela die höchste in Lateinamerika. Auch die sozialen Unterschiede klaffen weit auseinander. Rund 30 Prozent der Argentinier leben in Armut. Auch sind die Exporte einseitig und hängen vor allem von Soja und der wirtschaftlichen Entwicklung von Brasilien ab. Cristina Kirchner erhöhte nicht nur die Renten, sondern erst im September auch den Mindestlohn um 25 Prozent auf rund 390 Euro und damit den höchsten Satz in Lateinamerika.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/politik_artikel,-politik-kirchner-bleibt-praesidentin-_arid,67983.html