US-Wahlkampf - In den hart umkämpften Staaten zeichnet sich für Hillary Clinton ein Erfolg ab / Donald Trump geht das Geld aus

Jetzt geht es um die Unentschlossenen

Von 
Andrea Römmele
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Andrea Römmele sieht Hillary Clinton im Vorteil.

© Rinderspacher

Washington. In knapp zwei Wochen schreiben wir den "ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November". So ist der Termin für die Präsidentschaftswahlen in der US-Verfassung festgelegt. Wählerinnen und Wähler, die erst sehr spät entscheiden, wem sie ihre Stimme geben, sind eine wichtige Gruppe. 2012, als Barack Obama um seine zweite Amtszeit kämpfte, wussten kurz vor der Wahl knapp 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler nicht, ob sie wählen gehen und wenn ja, für wen. Dabei müssen gerade die USA gewisse Vorkehrungen treffen, die eine Vorausplanung des Wahlgangs nötig machen. Denn es bekommt nicht jeder Bürger automatisch Wahlunterlagen zugeschickt, sondern er muss sich registrieren. Die Hürden dafür (z.B. Fristen, vorzulegende Papiere) sind von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich.

In der Hochphase des Wahlkampfs geht es jetzt darum, die vielen Unentschlossenen noch für sich zu gewinnen und die Entschlossenen wirklich zum Wahlgang zu motivieren. So achtet jeder Wahlkampfstratege darauf, dass gerade für die letzten beiden Wochen genug Mittel zur Verfügung stehen, um noch die ein oder andere Aktion zusätzlich starten zu lassen. Die drei TV-Debatten zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, die nationale Aufmerksamkeit generierten und ein Schauspiel der besonderen Art waren, haben dafür den Weg bereitet. Jetzt beginnt der Wettlauf in den Staaten, die hart umkämpft sind, allen voran Ohio, Iowa, North Carolina, Florida, Arizona, Utah, Pennsylvania und Nevada. Diese Phase des Wahlkampfs ist am Ende entscheidend. Denn 40 von 50 Bundesstaaten haben in jüngerer Vergangenheit immer gleich gestimmt, entweder für den Kandidaten der Republikaner oder für den der Demokraten, andere Staaten sind manchmal wechselwillig, manchmal nicht.

In den oben genannten Swing States aber entscheidet sich die Wahl - und es zeichnet sich ein Erfolg des Clinton-Lagers ab, der unter anderem auch dem deutlich engagierteren Wahlkampf zu verdanken ist. Trump hat nicht nur keine überzeugenden Argumente, ihm geht schlicht und ergreifend auch das Geld für die letzten wichtigen Meter im Wahlkampf aus. Zahlreiche Finanziers haben sich aufgrund der jüngsten Entwicklungen von ihm distanziert, die großen Spenden fielen aus - dadurch ist er schlichtweg weniger präsent, auch wenn man das mit Blick auf seine vielen Schlagzeilen kaum glauben mag.

Aber Medienpräsenz allein reicht nicht - zumal, wenn es größtenteils schlechte Presse ist. Die Mittel der Parteien sind sehr begrenzt. Strukturelle Unterstützung kann Trump auch nicht erwarten, denn in den USA kennt man Parteistrukturen, die mit unseren vergleichbar wären, nicht. Die Präsidentschaftskandidaten müssen sich daher alle vier Jahre mühsam und unter hohem finanziellen und organisatorischen Aufwand Unterstützerstrukturen in den Bundesstaaten aufbauen. Hier lag der Schlüssel zum Erfolg bei Barack Obama 2012; dieses Jahr kommt Hillary Clinton ihr über Jahrzehnte gepflegtes Netzwerk entgegen. Wenn sie gewinnt, dann wegen dieses wichtigen Vorteils.

Unsere Autorin Andrea Römmele, Politikprofessorin aus Mannheim und Direktorin an der Hertie School of in Berlin, erlebt den Wahlkampf in den USA hautnah: Sie unterstützt die Demokratin Hillary Clinton und deren Team.

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