Grüne

Franziska Brantner: Habecks Vertraute aus Heidelberg

Franziska Brantner soll also die Grünen als Parteichefin in die Bundestagswahl führen. Die in Heidelberg lebende Politikerin gilt als Strategin - aber reicht das?

Von 
Rebekka Wiese
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Brantner gilt als Vertreterin des Realo-Flügels. © Anna Ross

Berlin/Heidelberg. Franziska Brantner blickt in die Kameras, als sie in einem Foyer des Bundestags vor die Presse tritt: „Dieses Land braucht einen Neuanfang. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten.“ Neben ihr steht Felix Banaszak. Beide sind Bundestagsabgeordneten der Grünen. Bald könnten sie Bundesvorsitzende der Partei werden. Am Freitag verkündigten sie ihre gemeinsame Kandidatur.

Dass der Posten frei wird, steht erst seit wenigen Tagen fest. Am Mittwoch gaben die aktuellen Bundesvorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour bekannt, dass der gesamte Parteivorstand geschlossen zurücktreten wird. Schnell wurde gemutmaßt, dass Brantner Parteichefin werden könnte, auch Banaszak, ehemaliger Landesvorsitzender der Grünen in Nordrhein-Westfalen, wurde schnell als möglicher Kandidat gehandelt. Nun ist es offiziell.

Brantner gilt als Vertraute von Robert Habeck

Brantners gilt als enge Vertraute des Vizekanzlers und So-gut-wie-Kanzlerkandidaten Robert Habeck. Beide sollen schon vor vielen Jahren miteinander verabredet haben, die Grünen weiter in die Mitte zu holen.

Die Grünen-Politikerin Fanziska Brantner an der Alten Brücke in Heidelberg. © Grüne

Damals, nach der Niederlage der Partei bei der Bundestagswahl 2013, steckten die Grünen in einer tiefen Krise. Das tun sie jetzt wieder. Was Habeck und Brantner planen, ist für eine sich als links verstehende Partei kein einfaches Manöver. Die Mitte steht heute weiter rechts als noch vor einigen Jahren

In der Partei selbst spielt Brantner schon lange eine wichtige Rolle, der Öffentlichkeit war sie bisher weniger bekannt. Wer ist Franziska Brantner? Und was bedeutet ihre Kandidatur für die Partei?

Seit 2013 sitzt Brantner im Bundestag. Vorher war sie für vier Jahre im EU-Parlament. Anfangs beschäftigte sie sich mit Frauen- und Familienpolitik, hatte aber schon immer einen weiteren Schwerpunkt auf Europa- und Außenpolitik, der über die Jahre immer wichtiger wurde. Seit 2021 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin im von Robert Habeck geführten Wirtschaftsministerium. Er hatte sie geholt.

Brantner promovierte an Universität Mannheim

Brantner ist in Lörrach geboren, zur Schule ging sie in Freiburg, inzwischen lebt sie in Heidelberg. Sie zählt zum Realo-Flügel, der in Baden-Württemberg als stark und konservativ gilt. Auch Brantner ist Realpolitikerin. Sie glaubt an Schwarz-Grün - vielleicht auch an Grün-Schwarz.

Schon 2013 wirbt Franziska Brantner auf Plakaten in Heidelberg. © Hans-Jürgen Emmerich

Ihr Lebenslauf liest sich wie der einer Überfliegerin. Brantner ist Politikwissenschaftlerin, studierte erst in Paris, dann in New York, promovierte später an der Universität Mannheim. Ihre Karriere als Politikerin begann sie im EU-Parlament, hier war sie von 2009 bis 2013 Abgeordnete. Seitdem ist sie im Bundestag. Brantner strahlt oft etwas Strenges, sehr Kontrolliertes aus.

Hat Brantner ein Netzwerk bei den Grünen?

Es wäre aber falsch, Brantner nur als kühl und kontrolliert zu sehen. Um zu verstehen, warum Brantner nun so weit gekommen ist, muss man sie am Rande von großen Veranstaltungen erlebt haben. Dort findet man sie oft in Zwiegespräche vertieft, den Kopf in Richtung ihres Gegenübers gebeugt. Sie mag keine Charismatikerin sein, auch keine Menschenfängerin. Aber sie hat sich inzwischen ein großes Netzwerk aus einflussreichen Unterstützern aufgebaut.

Reicht das, um Parteichefin zu werden? Die größte Herausforderung für sie wird sein, den linken Parteiflügel von sich zu überzeugen. Dort gibt es offene Vorbehalte gegen sie. Es ist bekannt, wie machtstrategisch Brantner handeln kann.

Die Linksorientierten befürchten, dass das nicht immer in ihrem Sinne sein könnte. Und sollte sie es schaffen, auch ihre Skeptiker zu überzeugen, geht die eigentliche Arbeit erst los. „Zwei Leute neu in den Parteivorsitz zu wählen, ist noch keine Strategie“, sagt Brantner am Freitag vor der Presse. Sie hat eine. Jetzt muss sie sie beweisen.

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