Kirche - Kinderporno-Verdacht torpediert Versöhnungsprozess im Bistum Limburg / Bischof Bätzing verspricht Transparenz

Ein dunkler Schatten ist zurück

Von 
Mika Beuster
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Blick auf den Limburger Dom, links vorn die Bischofsresidenz.

© dpa

Limburg. Schon wieder bauen Reporter ihre Fernsehkameras vor dem bischöflichen Ordinariat im hessischen Limburg auf, schon wieder muss der Bistumssprecher Stephan Schnelle sich kritischen Fragen zu einem Skandal stellen. Es kehrt keine Ruhe ein für die Gläubigen in der Diözese. Für Schnelle ist Krisenkommunikation bis vor kurzem Alltag gewesen.

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte bis zu seinem nicht ganz freiwilligen Rücktritt 2014 fast täglich Schlagzeilen produziert. Sei es sein autoritärer Führungsstil, sei es sein Erste-Klasse-Flug, um einen indischen Slum zu besuchen, sei es sein mehr als 30 Millionen Euro teurer Neubau seines Bischofssitzes. Doch mit dem auf Tebartz-van Elst nachfolgenden Bischof Georg Bätzing (kleines Bild) zog auch die Hoffnung in das skandalgebeutelte Bistum ein, dass nun etwas mehr Ruhe einkehren könnte. Denn Bätzing setzte auf Versöhnung und Demut.

Doch es kommt anders. Statt Fragen etwa zum kürzlich veröffentlichten Haushalt mit einem Volumen von immerhin 252,8 Millionen Euro zu beantworten, gibt er gestern in Sichtweite des Limburger Doms vor seinem Dienstsitz Auskunft zu einem Kinderpornoverdacht. Ein dunkler Schatten liegt wieder über dem Bistum.

Langwierige Ermittlungen

Ein 55-jähriger Mitarbeiter der Diözese soll Material auf Computern und Datenträgern besessen haben. Anfang Februar wurden Büros im bischöflichen Ordinariat von Ermittlern durchsucht. Derzeit wird das Material noch ausgewertet - und das kann dauern, sagt Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft auf Nachfrage dieser Zeitung. "Computerforensiker untersuchen den Laptop, den Tablet-Computer sowie USB-Sticks auf verdächtige Dateien", sagt Ungefuk. Aufgrund der enormen Datenmenge könne dies etliche Wochen dauern. Erst nach dieser Auswertung könne mit Sicherheit gesagt werden, ob sich der Verdacht erhärtet.

Der Mitarbeiter hat in seiner früheren Tätigkeit in der Diözese Limburg auch dienstlichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen gehabt, räumt derweil Pressesprecher Schnelle auf Nachfrage ein. Aber in seiner jetzigen Position sei dies nicht mehr der Fall. "Der Mann ist derzeit freigestellt, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind", sagt Schnelle. Weitere Angaben zu dem Mann machte Schnelle nicht - immerhin gelte er für das Bistum während der Zeit der Ermittlungen für unschuldig. Die Frage, ob es sich um einen leitenden Angestellten halte, beantwortet er so auch nicht. Auch wenn es noch keine konkreten Hinweise gibt: Das Bistum sucht nun nach möglichen Missbrauchsopfern.

Zum ersten Mal hat das Bistum von den Vorwürfen durch eine Anfrage der Staatsanwaltschaft erfahren. Die wollte vom Bistum wissen, wem eine bestimmte IP-Adresse zugeordnet sei. Eine IP-Adresse ist vergleichbar mit einem Autokennzeichen - es identifiziert einen bestimmten Computer in Internet.

Während in diesem Fall das Bistum Limburg auf Transparenz setzt, gibt es auch Kritik am Vorgehen. Das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt (Netzwerk B) bemängelt, dass der Fall beweise, "dass Aufarbeitung von solchen schrecklichen Verbrechen intern nicht möglich ist". Auch die von der Kirche beauftragte "angebliche Aufarbeitungskommission" sei nichts weiter als "ein Lügentheater, denn jeglicher politischer Wille, wirklich aufzuarbeiten, fehlt".

Mika Beuster ist Redakteur beim "Weilburger Tageblatt"

Das Bistum Limburg

Im Bistum Limburg leben rund 635 300 Katholiken.

Das Gebiet der Diözese verteilt sich auf die beiden Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz.

Das Bistum ist noch relativ jung: Gegründet wurde es am 23. November 1827. Die ehemalige Stiftskirche St. Georg, deren Geschichte bis in das 10. Jahrhundert zurückreicht, wird damit zur Kathedrale.

Der erste Bischof von Limburg war Jakob Brand (1776-1833).

Georg Bätzing ist der 13. Oberhirte des Bistums. lhe

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