Brasilien - Klar favorisierte Kandidatin muss in die Stichwahl

Dämpfer für das Lager von Präsident Lula

Von 
Susann Kreutzmann
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São Paulo. Am Ende des spannenden Wahlmarathons in Brasilien hat es für die klare Favoritin Dilma Rousseff nicht gereicht. Die Kandidatin von Präsident Luiz Inácio Lula da Silvas Arbeiterpartei PT verfehlte mit 46,9 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit und muss sich am 31. Oktober einer Stichwahl stellen. Ihr Kontrahent José Serra, Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, kam auf 32,6 Prozent. Für eine Überraschung sorgte Marina Silva von den Grünen. Die ehemalige Umweltministerin in Lulas Kabinett bekam 19,3 Prozent der Stimmen.

Nach dem schon fast sicher geglaubten Sieg im ersten Wahlgang machte sich im Lager von Lulas PT Enttäuschung breit. Rousseff versprach, sie werde mit viel Energie in die zweite Runde gehen. "Wir sind große Kämpfer und sind fast am Ziel", rief sie ihren Anhängern zu. Die 62-Jährige war im Wahlkampf auf der Popularitätswelle von Präsident Lula geschwommen. Als ehemalige Kanzleramtschefin ist sie seine engste politische Vertraute und war seine wichtigste Ministerin. Lula kommt auch nach acht Regierungsjahren auf Sympathiewerte von knapp 80 Prozent und ist damit so populär wie keiner seiner Vorgänger.

Im Wahlkampf präsentierte sich Rousseff, die während der Militärdiktatur im Untergrund war, als seine natürliche Nachfolgerin und versprach eine Fortsetzung der erfolgreichen Politik.

Auch diese Wahl macht deutlich, dass Brasilien ein geteiltes Land ist. Lulas Regierung ist vor allem im armen Nordosten populär. Auch Rousseff konnte dort und im Amazonas-Gebiet punkten. Serra kam vor allem im wohlhabenden Süden und in der Industriemetropole São Paulo auf die meisten Stimmen. Im Senat und im Abgeordnetenhaus konnte die PT zusammen mit ihren Verbündeten ihre Machtposition ausbauen.

Grüne in Feierstimmung

Einzig bei den Grünen machte sich Feierstimmung breit. "Dieses Ergebnis macht uns glücklich, und wir fühlen uns als Sieger", rief Marina Silva unter dem Jubel ihrer Anhänger aus. Allerdings ließ sie offen, ob sie im zweiten Wahlgang Serra oder Rousseff unterstützen wird. Entscheidend für die Stichwahl wird sein, an wen Silas rund 19 Millionen Stimmen gehen.

Korrespondent

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