Pandemie

Corona-Zahlen sinken

Das Robert Koch-Institut verzeichnet eine „gewisse Entspannung“. Angesichts der positiven Entwicklung meldet sich der Chef der Ständigen Impfkommission mit einer klaren Position zu Wort

Von 
Gisela Gross
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Impfen und Masketragen bleibt auch bei sinkenden Zahlen wichtig. © dpa

Berlin. Bei den Corona-Zahlen in Deutschland zeichnet sich laut Robert Koch-Institut ein abnehmender Trend ab – die weitere Entwicklung müsse jedoch noch abgewartet werden. „Bei den Erkrankungszahlen durch Covid-19 deutet sich eine gewisse Entspannung an“, schreibt das RKI in seinem Wochenbericht.

Dieser beinhaltet neben der Sieben-Tage-Inzidenz zahlreiche weitere Indikatoren. Ob es sich um einen nur vorübergehenden Rückgang handelt, der auch mit den Herbstferien in vielen Bundesländern verbunden ist, oder ob er sich fortsetzt, bleibt abzuwarten, wie das RKI schreibt.

Der Präsident der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hält Corona inzwischen für eine endemische Virusinfektion. Ein Großteil der Bevölkerung habe entweder die Infektion durchgemacht, sei geimpft oder beides, sagte Mertens dem Bayerischen Rundfunk. „Dann ist die Frage, sind wir noch in einem pandemischen Zustand, ja oder nein?“ Die Frage sei vielleicht mehr von psychologischer als von wissenschaftlicher Bedeutung. Aufgabe werde es bleiben, diejenigen zu schützen, die ein Risiko htten zu erkranken, durch Impfen oder auch das Tragen von Masken. Als endemisch gilt eine Krankheit, wenn sie in einer Region mit relativ konstanter Erkrankungszahl dauerhaft auftritt, wie etwa die Grippe.

Unterdessen werden laut RKI bestimmte Abkömmlinge der Omikron-Sublinie BA.5 zunehmend in Deutschland nachgewiesen. Seit Ende August/Anfang September verzeichne man einen deutlichen Anstieg des Anteils der Erreger BQ.1 und BQ.1.1 in Stichproben, heißt es im RKI-Wochenbericht. Es geht bisher um Anstiege auf niedrigem Niveau: BQ.1 kommt auf gut zwei Prozent, BQ.1.1 auf knapp drei. Laut RKI nimmt mit BF.7 noch eine weitere BA.5-Sublinie stärker zu, auf einen Anteil von über 16 Prozent. Die RKI-Daten zu Varianten beziehen sich bereits auf vorvergangene Woche. Es wird grundsätzlich nur ein sehr kleiner Teil der positiven Corona-Proben dahingehend untersucht.

Manche Fachleute hatten schon vor Wochen gesagt, dass die Herbstwelle etwa durch Sublinien wie BQ.1.1 einen Schub bekommen dürfte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schuf kürzlich eine neue Kategorie: Omikron-Subvarianten unter Beobachtung.

Bedenken muss man die Verzögerung bei den Zahlen: „Die RKI-Daten hängen der tatsächlichen Entwicklung hinterher. Der Anteil derzeit liegt unseren Berechnungen zufolge bei zirka sechs Prozent für BQ.1 und bei sieben Prozent für BQ.1.1“, sagte Moritz Gerstung vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Der Professor forscht dort zur Evolution von Tumorzellen und widmet sich Sars-CoV-2 in einem Nebenprojekt. Für BQ.1.1 spricht er von einer Verdopplung des Anteils alle zehn Tage, dies werde sich sehr wahrscheinlich in den nächsten Wochen auch so fortsetzen.

Welche Folgen werden erwartet? Vorläufige Laborstudien in Asien deuteten darauf hin, dass BQ.1 die Fähigkeit besitze, sich der Immunreaktion in beachtlichem Maße zu entziehen, hieß es vom ECDC. Allerdings gebe es bisher keine Hinweise auf schwerere Verläufe im Vergleich zu BA.4 und BA.5. dpa

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