USA - Scott Walker, der konservative Gouverneur des Bundesstaats Wisconsin, gehört zum Favoritenkreis der Republikaner

Beinharter Sanierer will ins Weiße Haus

Von 
Frank Herrmann
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Ein frisches Gesicht im Feld der Republikaner: Scott Walker.

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Washington. Es ist gar nicht so lange her, da wurde Scott Walker von zornigen Demonstranten mit Husni Mubarak verglichen. In Kairo hatte der Arabische Frühling den Autokraten zum Rücktritt gezwungen. In Madison, der Hauptstadt Wisconsins, versammelten sich aufgebrachte Gewerkschafter zum wochenlangen Sit-in unter der Parlamentskuppel, während sie auf Poster schrieben, dass dies ihr Tahrirplatz sei.

Der Gouverneur des Bundesstaats wollte einen eisernen Sparkurs durchsetzen, zuallererst bei den Staatsbediensteten, die bereits erworbene Rentenansprüche zurückschrauben und höhere Beiträge zur Krankenversicherung zahlen sollten. So heftig die Proteste 2011 waren, Walker behielt die Oberhand. Als seine Gegner ihn vorzeitig abwählen lassen wollten, war es Walker, der triumphierte.

Seitdem feiert ihn die Tea Party als ihren Helden - ein Brechstangen-Reformer, der sich nicht scheut, Tabus zu brechen. Sein Aufstieg ist umso bemerkenswerter, weil Wisconsin alles andere ist als eine Hochburg der Republikaner. Seit 1988 haben die Bürger dort bei jeder Präsidentenwahl dem Bewerber der Demokraten den Vorzug gegeben.

Doch die Angst vor Schuldenbergen und Rekorddefiziten, wie sie die Zeit nach der Finanzkrise prägte, rief nicht nur die Tea-Party-Rebellen auf den Plan. Sie sorgt noch immer bis weit in die Mittelschichten hinein für Zuspruch, wenn stramme Politiker fordern, die Ausgaben zu kürzen, notfalls resolut.

Ein Harley-Davidson-Fan

Gibt Walker den beinharten Sanierer, beruft er sich auf Ronald Reagan, den das rechte Amerika zum kompromisslosen Hüter konservativer Werte verklärt, auch wenn er in Wahrheit pragmatischer regierte. "Es ist ein Mythos, dass man sich ins Zentrum bewegen muss, um das Zentrum zu gewinnen", schreibt der Gouverneur in einem Buch. Der Weg zu einem konservativen Comeback im Weißen Haus führe über "kühne, konservative" Reformen.

Sein Sieg über die Gewerkschaften sichert ihm das Wohlwollen betuchter Spender, allen voran die Brüder Charles und David Koch mit ihrem weit verzweigten Industriekonglomerat. Dabei versteht es der 47-Jährige, das Image des kumpelhaften Normalverbrauchers zu pflegen. Walker fährt Harley-Davidson und zeigt sich gern in Hemden mit großen Karos, die er günstig bei Billigketten erwarb.

Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in einem kleinen Nest in Iowa, wo sein Vater als Baptistenpfarrer wirkte. Sein Studium brach er ab: Sollte er die Primaries gewinnen, wäre er seit Jahrzehnten der erste Kandidat ohne College-Abschluss, der ein Wahlfinale bestreitet. Jedenfalls zählt er mit Jeb Bush zu den Topfavoriten unter den mittlerweile 15 Präsidentschaftsanwärtern der Grand Old Party. Diese, so sein Seitenhieb gegen Jeb Bush, wäre besser beraten, ein frisches Gesicht ins Duell gegen die gealterte Hillary Clinton zu schicken, nicht den nicht mehr ganz jungen Spross einer politischen Dynastie.

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