Politbarometer - Neue Parteichefin rückt nach ihrer Wahl in die Spitzengruppe der wichtigsten Politiker vor

AKK beflügelt die CDU

Von 
Hans-Dieter Füser
Lesedauer: 

Mannheim. Der Kampf um den CDU-Vorsitz hat im aktuellen Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen sichtbare Spuren hinterlassen. Die Partei kann nach dem Sieg von Annegret Kramp-Karrenbauer deutlich um drei Punkte auf 33 Prozent zulegen. Und auch die neue CDU-Chefin bekommt von 55 Prozent der Befragten attestiert, sie sei genau die Richtige in dieser Position. Gleichzeitig gehen aber auch 53 Prozent davon aus, dass sich am internen Zustand der CDU mit AKK an der Spitze nichts ändern werde. Ein Widerspruch?

Zerstrittene Union

Nicht unbedingt, meint Matthias Jung, Mitglied im Vorstand der Forschungsgruppe. Die Zerstrittenheit – nur 34 Prozent halten die CDU derzeit für eine Partei, die sich intern in wichtigen politischen Fragen eher einig ist – sei nicht das einzige Kriterium. Die „Menschen bewerteten Kramp-Karrenbauer sicherlich auch vor dem Hintergrund der Alternativen“ – die da hießen Friedrich Merz und Jens Spahn.

Zum Zweiten habe es in der Vergangenheit auch schon Werte einer innerparteilichen Zerstrittenheit um die 60 Prozent gegeben – und nicht nur in der Union. Jung: „Wir stellen inzwischen eine sehr hohe Sensibilität zu den unterschiedlichen Positionen in den einzelnen Parteien fest.“ Früher habe man das noch als Normalität der politischen Auseinandersetzung gewertet. Vor diesem Hintergrund sei der Glaube „eines Großteils der Menschen“ wohl so zu interpretieren, dass es sowieso niemanden gebe, „der eine Partei zu einer einheitlichen Positionierung führen“ könne.

Das gilt selbst bei verdienten Parteimitgliedern wie Wolfgang Schäuble. Beim derzeitigen Bundestagspräsidenten ist ein signifikanter Rückgang des Ansehens festzustellen (siehe Grafik oben). Jung führt das „ganz klar auf die Einmischung in den Wettstreit der Kandidaten durch die Parteinahme für Merz“ zurück. Bei den Unionsanhängern ist der Effekt sogar noch ein Stück stärker. Jung: „Schäuble hat sehr viel von seiner Rolle als ,Elder Statesman‘ in der Partei eingebüßt.“ Man könne von einem richtiggehenden Einbruch sprechen, der ihn in seiner Intensität überrascht habe. Doch offensichtlich registriere auch ein breites Publikum solche, eigentlich innerparteilichen Vorgänge.

Bei der Frage, ob AKK als Bundeskanzlerin geeignet sei, sind sich die Befragten uneins. 38 Prozent trauen ihr das zu, 41 Prozent sehen das nicht so, und 21 Prozent antworten mit „weiß nicht“. Unterschiedlich fällt die Einschätzung der verschiedenen Gruppen aus: Neben den CDU/CSU-Anhängern halten auch die der Grünen Annegret Kramp-Karrenbauer tendenziell für geeignet (CDU/CSU: 54 Prozent; SPD: 41; AfD: 11; FDP: 31; Linke: 37; Grüne: 48 Prozent).

Klare Haltung zum Brexit

Recht klar ist die Einstellung der befragten Bundesbürger zum Thema Brexit aus: Nur acht Prozent finden es gut, dass das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union austritt, 68 Prozent finden den Brexit schlecht, und 21 Prozent geben an, dass ihnen das egal ist. Der Rest äußert sich dazu nicht. Das trifft durchgängig auf die Anhänger aller Parteien zu.

Viele Befragte (44 Prozent) vermuten, dass der Zusammenhalt in der EU nach dem Austritt Großbritanniens eher schwächer wird. Weitere 42 Prozent gehen davon aus, dass der Brexit nichts am Zusammenhalt innerhalb der Europäischen Union ändern wird, neun Prozent glauben, die verbliebenen Mitgliedstaaten rücken dann eher näher zusammen. Auch diese Ansicht findet sich bei den Anhängern aller Parteien wieder.

Klar ist auch die Frage nach weiteren Zugeständnissen an Großbritannien. Vier von fünf deutschen Wahlberechtigten (79 Prozent) sprechen sich dagegen aus, Änderungen am Austrittsvertrag vorzunehmen. Lediglich 13 Prozent der Befragten befürworten, den Briten weiter entgegenzukommen.

Info: Mehr unter morgenweb.de/politbarometer

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen