Zwischenbilanz - Kosten im Südwesten steigen erheblich

Zwei Drittel mehr Flüchtlinge

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Permanent überfüllt ist das Aufnahmelager in Karlsruhe.

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Stuttgart. Der Ansturm der Asylbewerber hält 2014 unvermindert an. Im ersten Vierteljahr baten in Baden-Württemberg 63 Prozent mehr Flüchtlinge um Asyl als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dieses Jahr waren es nach den Zahlen des Regierungspräsidiums Karlsruhe 3800, von Januar bis März 2013 nur 2330.

Das Bundesamt für Migration rechnet für das ganze Jahr 2014 mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen um 28 Prozent. Baden-Württemberg muss nach dieser Prognose 18 000 Asylbewerber unterbringen. 2013 waren es 13 850 Flüchtlinge, 75 Prozent mehr als im Jahr davor. Von der bisherigen Kalkulation will das Integrationsministerium trotz des deutlichen Anstiegs nicht abrücken. "Dafür ist es noch zu früh", sagt ein Sprecher. Im Sommer gingen die Zahlen oft zurück. Schon jetzt drohen dem Land, das die Kosten der Unterbringung tragen muss, zusätzliche Ausgaben von 50 bis 60 Millionen Euro.

Jeder sechste Flüchtling kam in diesem Jahr aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Zusätzlich hat das Land zugesagt, 2300 Syrer als Kontingentflüchtlinge freiwillig aufzunehmen. 40 Prozent der Anträge stellten Menschen aus Ländern des ehemaligen Jugoslawien.

Wachsende Probleme

Die für die Unterbringung zuständigen Stadt- und Landkreise tun sich zunehmend schwer bei der Suche nach geeigneten Unterkünften. Verschärft wird die Lage durch das Land, das bis 2016 eine stufenweise Anhebung der Mindestwohnfläche je Asylbewerber von 4,5 auf sieben Quadratmeter vorschreibt. "Höchst angestrengt" sei die Lage, klagt ein Sprecher der Landkreise.

Das Land sucht für die Erstaufnahme einen zweiten Standort, nachdem die zentrale Einrichtung in Karlsruhe permanent überfüllt ist. Bis 2015 gibt es eine Außenstelle in Mannheim, deren 800 Plätze bisher nur zum Teil belegt sind. Als Dauerlösung gilt das aber nicht. Derzeit sucht die Bauverwaltung landesweit nach geeigneten Immobilien.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg baut ihre Hilfen für Flüchtlinge aus. Gestern wurden in Heilbronn und Ulm Diakonate eingerichtet, die Kirchengemeinden bei der Flüchtlingsarbeit beraten. Insgesamt stehen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. pre

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