Pforzheim. Die Sache mit dem Badehosenbild sieht Karin Kropp durchaus mit gemischten Gefühlen. Für den Wahlkampf in Baden-Württemberg hat ihr Mann Hans-Ulrich Rülke ein Bild von sich ausgewählt, das ihn als 19-Jährigen in durchaus knappem Textil an einem italienischen Strand zeigt. Er habe da nicht lange gefragt. "Ich weiß nicht, ob ich es gemacht hätte", sagt sie. Aber sie ordnet ihre Bedenken dem Zweck unter: "Es geht um Aufmerksamkeit. Die FDP muss sich bemerkbar machen." Für sie spannender sind ohnehin die Reaktionen. Diese Aktion, glaubt sie, werde ewig nachwirken.
Mit der traditionellen Rolle als Frau an seiner Seite gibt sich Karin Kropp nicht zufrieden. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, dass sie bei der Heirat ihren Mädchennamen nicht aufgegeben hat. "Jeder wollte seinen Namen behalten", erzählt sie im Café Rodensteiner in Pforzheim. Für sie ist das keine große Sache.
Im Moment ist die Lehrerin für Deutsch und Englisch beurlaubt. Sie managt die Familie mit den drei Söhnen im Alter von sechs, elf und vierzehn Jahren. "Im Alltag bin ich alleinerziehend", sagt die 46-Jährige lachend im Blick auf den zeitraubenden Job ihres Mannes. Die Beanspruchung als Chef der siebenköpfigen Landtagsfraktion und Fraktionsvorsitzender im Pforzheimer Gemeinderat sei schon vor dem Wahlkampf fast nicht mehr zu toppen gewesen. Aber wenn es Stress mit den Kindern gibt, sei der Vater trotzdem gefragt: "Da lasse ich ihn nicht raus." Diese Rolle könne sie nicht ersetzen. An normalen Wochenenden nehme ihr Mann sich auch Zeit für die Söhne, animiert sie gerne zum gemeinsamen Joggen. Ohnehin hätten die ihre Strategien entwickelt, um sich den Papa zu greifen.
Beruflicher Wiedereinstieg
Als die Söhne klein waren, hat Karin Kropp immer wieder zwischendurch einen Teillehrauftrag angenommen. Hans-Ulrich Rülke, den sie 1998 als Referendarin kennenlernte, unterrichtete damals noch am gleichen Gymnasium. "Da war Politik schon wichtig", blickt sie auf seine politischen Anfänge als Chef der FDP-Stadtratsfraktion und Kreisvorsitzender zurück. Weil der Vater noch mehr zu Hause war, konnte die Kinderbetreuung aber noch gleichmäßiger verteilt werden. Klar ist, dass sie wieder in den Beruf zurückkehren will, nur der Zeitpunkt sei offen. Das hänge von der Familie ab, nicht von der politischen Karriere ihres Mannes. Ob Rülke nach der Wahl Minister wird oder nicht, spielt für sie da keine Rolle.
Aus dem Wahlkampf des FDP-Spitzenkandidaten hält sich Karin Kropp raus. Sie begleitet ihren Mann zu Terminen, zeigt sich der Basis zum Beispiel beim FDP-Landesparteitag in Pforzheim. "Aber ich stelle mich nicht auf den Marktplatz und verteile für ihn Prospekte", zieht sie ihre Grenze. Politisch stimme sie mit dem Mann an ihrer Seite voll überein. Das bedeute aber nicht, dass sie auch Mitglied in seiner Partei sein müsse. Selbst ohne eigenes Engagement werde man als Partner reingezogen: "Das kommt automatisch, wenn man einen Mann heiratet, dessen Herzblut an der Politik hängt."
Dass Rülke in den politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre manchmal einen harten Kurs gefahren hat, findet seine Frau durchaus in Ordnung. "Er musste sich als Oppositionspolitiker Gehör verschaffen", weiß sie. Das sei kalkuliert und strategisch richtig gewesen. Und er habe es gut macht. Das Image als Rabauke habe mit dem Menschen nichts zu tun: "Zu Hause ist er ein ganz Netter."
Der Wahlkampf geht auch an Karin Kropp nicht spurlos vorbei. Wenn ihr Mann abends heimkommt, erzählen sie sich noch wechselseitig, was den Tag über geschehen ist. "Wir diskutieren sehr viel", erzählt sie über diese gemeinsame, oft späte Stunde. Er fasse seinen Tag zusammen, müsse sich aber auch anhören, was zu Hause los war.
"Die Anspannung ist greifbar", sagt sie. Aber der Wahlkampf laufe im Moment super, die Stimmung sei gut. Da nimmt man leichter in Kauf, dass morgens um sieben schon ein Kamerateam an der Haustür wartet, um den FDP-Spitzenkandidaten beim Joggen zu filmen. Sie selbst läuft auch, aber für sich.
Ein schwäbisch-badisches Projekt
- Karin Kropp ist 1970 in Karlsruhe geboren und aufgewachsen. Das Lehramtsstudium für die Fächer Deutsch und Englisch absolviert sie in Heidelberg.
- Zum praktischen Teil der Ausbildung schickt das Oberschulamt die Referendarin 1998 nach Pforzheim. Dort lernt sie Hans-Ulrich Rülke kennen, der an der gleichen Schule Deutsch, Gemeinschaftskunde und Geschichte unterrichtete.
- Die Frau aus Karlsruhe und der gebürtige Tuttlinger schlagen in Pforzheim Wurzeln. Rülke macht schnell Karriere, wird 1999 FDP-Ortsvorsitzender und Mitglied im Stadtrat, ein Jahr darauf Kreischef. 2006 zieht er in den Landtag ein und wird schon drei Jahre später FDP-Fraktionschef.
- Das Paar hat drei Söhne. Der Jüngste kam gerade in die Schule. Ihre Rückkehr in den Beruf prüft Karin Kropp "von Jahr zu Jahr". (pre)
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