Stuttgart. Wo liegt eigentlich Timbuktu? Früher griff man bei solchen Fragen zum Atlas im Regal. Heute klickt man sich durchs Internet, fliegt virtuell mit Google Earth nach Mali in Westafrika. Immer mehr Orte kann man sogar in 3D betrachten. Wer braucht da noch einen Atlas? Der Bedarf sei nach wie vor da, versichern die Spezialverlage wie MairDumont in Filderstadt oder der Stuttgarter Kosmos-Verlag, der sogar jetzt erst ins Geschäft eingestiegen ist. Auch in Zeiten von Google, heißt es in beiden Verlagshäusern, zähle der klassische Atlas nicht zum alten Eisen. Das liege nicht nur daran, dass man Atlanten im Gegensatz zu virtuellen Karten anfassen kann, sondern auch daran, dass der gedruckte Atlas keine Lücken lässt.
Bei Internet-Karten sind oft nur die Regionen detailliert erschlossen, für die sich viele Menschen interessieren. Andere - Teile Afrikas etwa -werden vernachlässigt, sind veraltet dargestellt, wie Glenn Riedel, Leiter Kartographie bei Kosmos, sagt.
Google reagiert gelassen auf die Kritik: "Jeden Tag werden Zehntausende von Updates an Google Maps vorgenommen, um unser Kartenmaterial aktuell zu halten", sagt ein Google-Sprecher. Hinter den gedruckten Atlanten stehen Kartographen. Sie kontrollierten sämtliche Daten wieder und wieder, sagt Riedel von Kosmos. Mal anhand von Satellitenbildern, mal mit Hilfe von Experten vor Ort oder mit Hilfe von Institutionen: Bei strittigen Fragen der Grenzziehung oder Bezeichnung richte man sich meist nach den Vereinten Nationen. "Im Zweifel fragen wir: Wie hält es die UN?"
"Andere Aufnahmebereitschaft"
Das bedeutet nicht, das Internet sei schlecht. "Google ist unglaublich toll", sagt Volkmar Mair, Verwaltungsratschef des Kartographie-Marktführers MairDumont in Filderstadt. Doch wer im Büro den ganzen Tag auf den flimmernden Bildschirm schaue, der blicke dann auch gerne mal auf bedrucktes Papier. Zudem sei die Aufnahmebereitschaft eine andere. Mair ist überzeugt: "Beim Atlas bleibt mehr hängen."
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