Stuttgart. Mit dem Start des zweiten großen Förderprogramms an baden-württembergischen Schulen wird auch die Kritik am Projekt "Lernen mit Rückenwind" deutlich schärfer. "Setzt man voraus, dass das Land hier etwas Gutes initiieren wollte, dann ist das Ergebnis in jedem Fall ungenügend", sagte der Vorsitzende des baden-württembergischen Landeselternbeirats, Michael Mittelstaedt, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Unter anderem werde das Geld für das Projekt bis auf einen geringen Prozentsatz mit der Gießkanne verteilt. Aufwändige Anträge für höhere Förderzulagen ersparten sich viele Schulen, sagte Mittelstaedt.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht das Ziel der Regierung als nicht erreicht an. Deutlich unterschätzt werde vor allem der sozial-emotionale Bereich, sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein der dpa. "Wir hätten mehr Stellen benötigt für Schulpsychologinnen und Experten, wir brauchen Ansprechpartner direkt an den Schulen, eine Vor-Ort-Vermittlung also, damit uns die Schüler und Schülerinnen auf dem Weg zur Beratungsstelle nicht verloren gehen", sagte sie. "Aber den niederschwelligen Ansatz, den die Jungen und Mädchen brauchen, den erreichen wir nicht."
Mit dem auf zwei Jahre angelegten Programm soll Kindern und Jugendlichen seit dieser Woche geholfen werden, Corona-Folgen und Lernlücken zu bewältigen. Arbeitslose Lehrer, Pensionäre, Lehrkräfte in Elternzeit oder beurlaubte Pädagogen werden ebenso eingesetzt wie Lehramtsstudierende, Sozialpädagogen und Erzieherinnen. Über ein Portal im Internet können sich auch Kooperationspartner wie Nachhilfeinstitute, Jugendhilfeorganisationen und Vereine registrieren lassen. Die Entscheidung über die Hilfen treffen die Schulen laut Kultusministerium selbst und erhalten ein Budget.
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