Frankfurt. Charleston-Hängekleidchen, Rokoko-Reifrock oder Hippiekutte: Durch die Prunksitzungen 2014 weht nach Angaben der Kostümverleiher der Hauch vergangener Zeiten. Vor allem Prunkvolles sei im Trend. Mancher verkleidet sich da gerne als Bischof Tebartz-van Elst. Masken gebe es dazu zwar noch nicht, sagt die Geschäftsführerin vom Kostümverleih "Wundertüte" in Lich bei Gießen, Doris Blasini. "Aber man braucht halt nur eine Bischofsrobe und muss unschuldig schauen." Viele greifen zu Klassikern wie Piraten oder Cowboys.
"Dieses Jahr haben wir eine sehr lange Fastnachtszeit", sagt die Geschäftsführerin des Frankfurter Theaterkostümverleihs Jansen, Lydia Jansen. Die Lust am Verkleiden sei ungebrochen, für die aktuelle Karnevalssaison sei besonders die Mode der Goldenen Zwanziger Jahre gefragt. "Gefördert werden solche Trends immer wieder durch Kinofilme." "Der Große Gatsby" trage sicherlich seinen Teil zu dem Kostümtrend um mondäne Boas, Perlenketten und Stresemann-Anzug bei.
Ein Trend, der immer wiederkehre, seien Rokoko-Kostüme, weit ausladend mit Reifrock. "Das ist der absolute Hingucker", sagt die Kostümverleiherin. Das kann Brigitte Woith vom "A-Z Kostümverleih" in Altenstadt im Wetteraukreis bestätigen. Rokoko sei dieses Jahr wieder sehr beliebt, sagt sie. Dazu zählten prunkvolle, überladene und verspielte Gewänder und Kleider, die sich auch auf einem Ball des französischen Königs Ludwig XVI. gut gemacht hätten. "Für Damen muss es meist sexy sein. Die Herren mögen es pragmatisch", sagt der Geschäftsführer des Kostümkaufhauses "Karnevalswierts" in Frankfurt, Düsseldorf und Köln, Frank Schröder. Im Straßenkarneval hingegen haben es alle gerne warm. "Tierkostüme sind angesagt. Dieses Jahr vor allem der Frosch." Auch beliebt sei die Hippie-Verkleidung, so mehrere Verleiher.
Halloween-Recycling
Mancher recycelt auch sein Halloween-Kostüm: "Herren mögen den Vampir", erklärt Schröder. "Natürlich mit den dazu passenden Kontaktlinsen." Gerade bei Prunksitzungen oder im Straßenkarneval seien derzeit auch der Papst oder der Limburger Bischof Tebartz-van Elst gerne gesehen.
In Lich ist neben der Tebartz-van-Elst-Begeisterung bei den Kostümen der Wilde Westen ausgebrochen. "Saloon-Mädchen, Indianer und Cowboys sind dieses Jahr der Renner", erklärt Doris Blasini. Auch "Star Wars"- oder "Der Herr der Ringe"-Kostüme gingen gut.
In der Landeshauptstadt Wiesbaden sind dieses Jahr Märchenfiguren angesagt, sagt die Verkäuferin bei "Party Schlaudt", Nadine Groß. Schneewittchen, Rumpelstilzchen und andere Grimm'sche Klassiker erleben ein Revival. Groß weiß, warum: "Märchen sind das Motto vieler lokaler Faschingsfeten."
"80 bis 90 Prozent der Herren entscheiden sich zudem für das klassische Piraten- oder Polizeikostüm", erklärt die Verkäuferin. "Schwarze Westen mit FBI-Aufdruck sind ebenfalls gefragt. Jeder will irgendwie Polizist sein." Kinder tragen nach Angaben der Verkäufer am liebsten Lizenzkostüme wie zu "Star Wars" oder "Superman" - oder gehen ganz klassisch als Cowboy und Indianer.
Nichts mehr zu lachen hat nach Angaben der Kostümexperten trotz aller Retro- und Klassikertrends nur einer: der gute alte Clown. "Den will niemand mehr haben", sagt Verleiherin Woith.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/politik_artikel,-laender-prunk-und-bischoefliches-_arid,560346.html