Marburg. Eher unauffällig ist Carsten Amrhein nun in die Fußstapfen seines Vorgängers geschlüpft. Seit Juni arbeitet er nicht mehr als Stellvertreter, sondern als Chef des ehemaligen Römerkastells Saalburg vor den Toren von Bad Homburg im Taunus. Viel Aufhebens macht der 48-Jährige von dem Karrieresprung nicht. Er sitzt noch in seinem früheren Büro mit den weißen Wänden, der zweckmäßigen, hellbraunen Einrichtung und einigen Bildern von der Saalburg an "der Wand. Irgendwann will er in das repräsentativere Büro seines Vorgängers Egon Schallmayer umziehen. "Aber eigentlich reicht es, wenn im Büro ein Computer steht", sagt er.
Jungenhaft wirkt er trotz seiner 48 Jahre immer noch - erst recht, wenn er anfängt, über Archäologie und die Geschichte der Antike zu sprechen. "Das war für mich eine völlig neue Welt. Es war toll, sich mit dieser Kultur auseinanderzusetzen", schwärmt er von seinen Studentenzeiten in Mainz und Frankfurt, wo er klassische Archäologie, griechische Philologie und Kunstgeschichte studierte. Später hing er noch ein Abendstudium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) dran. Das hat seine Karriere befördert, ist er sich sicher: "Man braucht nun mal auch in Museen BWL." Sein erster Arbeitstag als damals noch stellvertretender Leiter in dem rekonstruierten Römerkastell bei Bad Homburg war der Rosenmontag im Jahr 2004. Dieses Datum werde er als gebürtiger Mainzer und Fastnachts-Fan nie vergessen, berichtet der 48-Jährige. Zuvor hatte Amrhein, der mittlerweile mit seiner Familie in Schwalbach am Taunus lebt, für die Frankfurter Uni als wissenschaftlicher Assistent gearbeitet. Er war viel unterwegs, vor allem bei Ausgrabungen in der Türkei. Das hat ihm Spaß gemacht, doch im Laufe der Jahre stellte er sich häufiger die Frage: Willst du das immer so weiter machen? Oder nicht doch sesshaft werden und eine Familie gründen? Er entschied sich für die Familie - und eine Karriere im Museum. Bereut hat er das nicht.
Sein Vorgänger Schallmayer wurde gestern mit einem wissenschaftlichen Kolloquium in den Ruhestand verabschiedet. Damit ist nun auch der Job des Landesarchäologen neu zu vergeben. Interesse hat Amrhein daran jedoch nicht. "Ich habe keinen Stellvertreter und es ist wichtig, dass ich auf der Saalburg bin." Ein neuer Landesarchäologe ist derweil noch nicht in Sicht. "Das Verfahren läuft", erklärt Eveline Grönke von der hessischen Landesarchäologie. lhe
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