Prozess - Motiv angeblich quälende Trennungsangst

Mutter tötet ihre zwei Mädchen

Lesedauer: 

Prozessauftakt vor dem Stuttgarter Landgericht.

© dpa

Stuttgart. Solche Taten machen fassungslos: Rund 40 Mal rammt eine Mutter ein Messer in ihre zehnjährige Tochter, elf Stiche werden bei der siebenjährigen Schwester gezählt: Ein halbes Jahr nach dem gewaltsamen Tod zweier Mädchen muss sich ihre Mutter wegen Doppelmords vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Schon direkt nach der Tat in der Nacht zum 2. November 2014 hatte sie eingeräumt, auf ihre Töchter eingestochen zu haben. Am Dienstag schwieg sie.

Ein Gutachter berichtete jedoch aus Gesprächen mit der Angeklagten, dass Trennungsangst das zentrale Motiv für die Tat gewesen sei. Ihr Mann habe nach knapp zehn Jahren Ehe mit dem Beziehungsende gedroht. Sie habe "mit der ständigen Angst gelebt", dass sich die Töchter, vor die Wahl, gestellt für ihren Vater und gegen sie entscheiden würden. Die intakte Familie sei ihr Ein und Alles gewesen. Ein Leben ohne ihre Kinder habe sie sich nicht vorstellen können, so der Gutachter.

"Heimtückischer Doppelmord"

Laut Anklage hat die Frau ihren Kindern am Abend des 1. November 2014 in Köngen bei Esslingen Schlafmittel verabreicht. Der Ehemann war damals für mehrere Tage verreist. Beim Versuch, ihrer großen Tochter in der Nacht die Pulsadern aufzuschneiden, sei diese aufgewacht und habe sich heftig gewehrt. Rund 40 Mal soll die Mutter auf ihr Kind eingestochen haben.

Anschließend nahm die Frau laut Anklage auch der schlafenden Siebenjährigen mit elf Messerstichen in den Rücken das Leben. Sie zog die toten Kinder danach an, legte sich mit den Leichen auf ein Sofa und versuchte, auch sich selbst die Pulsadern aufzuschneiden. Als das misslang, rief sie den Notarzt.

Die Anklage lautet auf heimtückischen Doppelmord. Für den Prozess sind weitere sechs Verhandlungstage bis zum 15. Juni geplant. lsw

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen