Verkehr - Die DB setzt im Rhein-Main-Gebiet bei S-Bahnen auf moderne Züge

Mit 3000 PS auf Tempo 80

Von 
Christian Rupp
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Triebwagenführer Fouad Almalqui schaut aus dem neuen ET 430.

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Frankfurt. Es ist ein weißer Punkt in der Dunkelheit. Scharf sticht er aus dem tiefen Schwarz hervor. Es summt, die Motoren beschleunigen, der Ausgang des Tunnels am Frankfurter Hauptbahnhof kommt näher. Den Rest der Strecke fährt der Zug der S-Bahnlinie 1 oberirdisch. Seit gestern setzen Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und Bahn auf der Verbindung zwischen Rödermark und dem Wiesbadener Hauptbahnhof ausschließlich die hochmoderne Modellreihe ET 430 des Herstellers Bombardier ein.

Von außen sind die neuen Züge kaum zu erkennen: Vorne LED-Leuchten, die Front wirkt wuchtiger, fast ein wenig stromlinienförmig - zumindest nicht ganz so plump wie die des Vorgängermodells. Aber innen hat sich einiges getan: Monitore informieren die Fahrgäste über den aktuellen Fahrplan und die nächsten Stationen. Die Mehrzweckflächen sind größer geworden und bieten Fahrrad- und Rollstuhlfahrern mehr Komfort. Zudem gibt es automatische Ansagen über Verzögerungen.

Vor allem Zugführer würden in ihrer Arbeit entlastet, sagt Lutz Biermann. Der 45-Jährige ist stellvertretender Teamleiter bei der Bahn, er kennt die Frankfurter S-Bahnen seit Jahren. Allein bei den technischen Details des Modells ET 430 gerät er ins Schwärmen: 3000 PS beschleunigen den Kurzzug bis auf 140 Stundenkilometer. Hochmoderne Magnetbremsen können im Notfall den Koloss aus Stahl und Elektronik nach 500 Metern zum Stehen bringen. Im Cockpit dominieren Digitalanzeigen. Zwei große Bildschirme liefern alle relevanten Informationen.

"Die Technik hat mich fasziniert", erklärt auch Christian Kranholdt, der gerade seine dreijährige Ausbildung zum Zugführer abgeschlossen hat -"Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer/Transport" heißt das offiziell und erinnert an die staatlichen Wurzeln der Bahn. Der 19-Jährige ist ein Eisenbahnfan, er wollte schon immer im Cockpit sitzen und ist wie sein Kollege Sebastian Laue einer von jährlich 16 Auszubildenden, die in Frankfurt den Führerschein für Züge machen.

Alle fahren selbst

"Wir fahren hier noch selbst", schwärmt Biermann. "Nicht wie im ICE, wo sich der Zugführer schlafen legen könnte." Ein klein wenig schwingt die Rivalität zwischen der Bahntochter Regio zum Fernverkehr mit - wie in vielen großen Konzernen. In der S1 gibt der Fahrer mit einem kleinen Hebel in seiner linken Hand die Beschleunigung und damit das Tempo vor. Eine Stunde und 28 Minuten braucht die Linie laut Fahrplan von Rödermark bis zum 72 Kilometer entfernten Wiesbadener Hauptbahnhof. Durchschnittsgeschwindigkeit 80. Gelenkt wird nicht. Das übernehmen die Gleise.

55 der neuen Züge sind schon im Einsatz, bis zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen 36 weitere hinzukommen. Denn in Zukunft soll das neue Modell auch auf der Linie S7 sowie zwischen dem Frankfurter Hauptbahnhof und dem Flughafen flächendeckend eingesetzt werden, auch die Linien S8 und S9 sollen künftig bedient werden.

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