Waldschäden - Hälfte der toten Bäume sind Fichten / Borkenkäfer breitet sich aus

„Klimawandel in Hessen angekommen“

Von 
Andrea Löbbecke
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Hessens Wälder leiden unter anhaltender Trockenheit und dem Schädlingsbefall. Die Entwicklung soll sich auch 2020 fortsetzen. © DPA

Eppstein. Dürre, Hitze, Sturmschäden und dazu noch der Borkenkäfer: Die zurückliegenden beiden Jahre haben in Hessens Wäldern teils dramatische Schäden verursacht. Das geht aus dem aktuellen Waldzustandsbericht hervor. Der Wald ist derzeit in dem schlechtesten Gesundheitszustand seit Beginn der Erhebung vor rund 36 Jahren. Der Anteil starker Schäden liegt 2019 mit knapp sieben Prozent doppelt so hoch wie im Mittel der Jahre seit 1984. Die sogenannte Absterberate stieg deutlich auf 2,3 Prozent.

Die Hälfte der toten Bäume sind Fichten. Seit dem ersten Waldzustandsbericht 1984 hatte die Sterberate im langjährigen Durchschnitt nur 0,3 Prozent betragen. Zusätzlich mussten 2019 knapp sechs Prozent der Bäume nach Windwurf und Borkenkäferbefall außerplanmäßig aus dem Wald geholt werden, wie aus dem Bericht hervorgeht, der am Mittwoch nahe Eppstein im Taunus vorgestellt wurde. „Der Klimawandel ist in Hessen angekommen“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). „Das Jahr 2019 war bislang zu trocken und zu warm, der Borkenkäfer konnte sich massenhaft vermehren, viele junge Pflanzen sind abgestorben.“

Auch Stürme und 85 Waldbrände hätten den Wäldern geschadet. Vieles weise darauf hin, dass sich die ungünstige Entwicklung 2020 fortsetzen wird, heißt es im Bericht. Dies werde dann wahrscheinlich, wenn der Bodenwasserspeicher im Winter nur ungenügend aufgefüllt wird. Schlecht sei auch, wenn die Bäume nur noch sehr wenig Laub oder Nadeln haben und dadurch in ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung eingeschränkt sind. Auch günstige Bedingungen für schädliche Insekten und Pilze können dem Wald weiter zu schaffen machen. „In der Klimakrise steht der Wald an erster Stelle“, sagte Johannes Eichhorn von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Die Fichte sei von den Schäden sehr stark betroffen, die Buche moderat, und die Eiche zeige sich stabil.

Aufforstung von Mischwäldern

Der Leiter von Hessen Forst, Michael Gerst, erklärte, die Entwicklung bereite „sehr große Sorgen“. „Wir ahnen, dass sich die Situation in den nächsten Jahren fortsetzen wird.“ Damit kahle Flächen wieder grün werden, fördert Hessen Forst vor allem die Naturverjüngung. Wo der Wald nicht aus eigenen Kraft nachwachse, werde aufgeforstet, sagte Gerst. Laut Eichhorn setzt die Forstverwaltung auf stabile Mischwälder, die dem Klimawandel trotzen können. Angesichts der Herausforderungen durch die Waldschäden kündigte Hinz an, einen bis 2025 geplanten Personalabbau in der Forstverwaltung zunächst zu stoppen. Es werde kein Revier aufgelöst, sagte sie. Die Landesregierung stelle bis 2023 insgesamt 200 Millionen Euro für den Waldschutz und die Aufforstung bereit. lhe

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