Wirtschaft - Musikinstrumentenhersteller haben ihre Nischen gefunden / Zahl der Firmen seit Jahren konstant

Keine Angst vor Konkurrenz

Von 
Sabine Maurer
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Henning Doderer in seinem Verkaufsraum im hessischen Waldems. Seit den 1980er Jahren baut er Gitarren in Handarbeit für anspruchsvolle Kunden.

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Wiesbaden. Die Gitarre von Yamaha, das Klavier von Kawai und das Schlagzeug von Pearl - die asiatischen Marken dominieren zumindest in der unteren und mittleren Preislage den deutschen Markt. Und trotzdem können sich viele Instrumentenhersteller hierzulande recht zufrieden zurücklehnen - vorausgesetzt, sie haben ihre Nische gefunden. "Die Asiaten sind doch keine Konkurrenz", sagt etwa Henning Doderer, Zupfinstrumentenbauer aus dem Dorf Steinfischbach nahe Bad Camberg im Westen von Hessen. Er ist immer ausverkauft, mindestens ein halbes Jahr lang müssen seine Kunden auf ihre neue Gitarre warten.

Die Nachfrage nach hochwertigen Instrumenten aus Deutschland steigt, wie auch der Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller in Wiesbaden beobachtet. "Die Firmen haben hier ein ganz gutes Auskommen", berichtet der Geschäftsführer Winfried Baumbach. Doch eine heile Welt ist die Branche trotzdem nicht. So ärgern sich Klavierbauer darüber, dass deutsche Namen auf billigen asiatischen Produkten stehen und so die Kunden in die Irre geführt werden. Zudem laufen die Geschäfte fast nur mit klassischen Instrumenten gut.

Die meisten arbeiten alleine

Der Verband der Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche in Berlin berichtet von einem leichten Umsatzrückgang im vergangenen Jahr. Große Hersteller gibt es zumindest in Hessen nicht mehr, ganz im Gegenteil. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Wiesbaden arbeiten die meisten der knapp 70 Instrumentenhersteller ganz alleine oder mit wenigen Angestellten. Die Zahl der Firmen ist seit Jahren konstant, jede setzt im Schnitt etwa 40 000 Euro jährlich um.

Die Suche nach Nachwuchs ist kein Problem, der Beruf ist begehrt. Die meisten Berufsanfänger haben Abitur. Der Gitarrenbauer Doderer gehört zu den vielen in der Branche, die ganz alleine arbeiten. Er will es auch nicht anders. "Wir in diesem Beruf sind sowieso alles Individualisten", sagt er. Seine Werkstatt in einer umgebauten Scheune liegt direkt gegenüber seinem Wohnhaus, der 57-Jährige muss nur über den kleinen Hof laufen. Alte Gitarren hängen in der Werkstatt an der Decke und an der Wand, auf dem Boden liegen Späne. In den Regalen stapelt sich das Holz, wie Palisander, Fichte, Ahorn oder das rötliche Padouk aus Afrika. Etwa drei Gitarren baut er hier monatlich.

Günstigste Gitarre für 1000 Euro

Die Kunden sind Profis und anspruchsvolle Hobbymusiker. Das günstigste Modell - für Kinder - kostet 1000 Euro, für seine bislang teuerste Gitarre bekam er 7500 Euro. "Nach oben gibt es eigentlich keine Grenzen", erzählt er und schneidet ein Stück Holz für den Gitarrenhals zu. Was ihm an seinem Beruf besonders gut gefällt: Jede Gitarre ist anders. Immer wieder haben er oder die Kunden neue Ideen. Mal wird der Hals länger gestaltet, das Griffbrett schmaler oder das Schallloch größer. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er selbstständig. "Das Renommee der deutschen Gitarrenbauer ist heute viel höher als in meinen Anfangsjahren", sagt er zufrieden.

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