Mannheim/Stuttgart. Knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl hat die Junge Union (JU) in Baden-Württemberg eine Kampagne gegen Grünen-Regierungschef Winfried Kretschmann gestartet. "Herr Kretschmann zeichnet ein Bild von sich, das nicht der Wahrheit entspricht", sagte JU-Landeschef Nikolas Löbel. Der Mannheimer spricht von einer "Mogelpackung, die wir jetzt entzaubern." Man könne nicht davon ausgehen, dass Kretschmann im Falle eines Wahlsiegs eine volle fünfjährige Amtszeit absolviere.
Im Eilverfahren hat die JU die Plakate in Auftrag gegeben. "Kretschmann wählen bedeutet Özdemir bekommen" heißt einer der Slogans. Dass der Name des Grünen-Bundesvorsitzenden ausgewählt wurde, habe nichts mit dessen ausländischem Namen zu tun, wies Löbel Kritik aus den Regierungsparteien zurück. Es gebe auch ähnliche Plakate mit den Namen von Verkehrsminister Winfried Hermann.
Wahlkampfmanager Thorsten Frei bestätigte auf Anfrage, dass der Vorstand der Südwest-CDU dem Parteinachwuchs grünes Licht für die Attacken auf den bislang geschonten Regierungschef gab: "Wir wollen verstärkt auf die Kluft zwischen der Person Kretschmann und der Partei der Grünen hinweisen."
Reaktion auf Umfragetief
Der Kurswechsel war schon vor einer Woche Thema im Vorstand der Südwest-CDU. Es war der Tag, als erstmals eine Umfrage die Grünen in Baden-Württemberg vor den Christdemokraten sah. "Da herrschte blankes Entsetzen", beschrieb ein Teilnehmer die Stimmung der Runde. Mittlerweile gibt es weitere Umfragen, die CDU und Grüne praktisch gleichauf sehen.
Viele Landtagsabgeordnete müssen um ihre Zukunft fürchten, sollte ihre Partei von zuletzt 39 Prozent auf die 30-Prozent-Marke absacken. "Statt sich Gedanken um die Verhinderung des Desasters zu machen, beschäftigen sich viele schon mit dessen Verlagerung nach Berlin", klagt ein Wahlkampforganisator.
CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf hat bisher den populären Grünen-Regierungschef nicht direkt attackiert. Zuletzt hat er sich über Kretschmanns Dauerlob für Angela Merkels Flüchtlingspolitik geärgert und ihn als "Kanzlerinnenversteher" verspottet. Statt der von Wolf intern verlangten Distanzierung hat sich Merkel im Fernsehen für Kretschmanns Unterstützung bedankt. pre
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