Wetter - Noch immer ist die Reutlinger Feuerwehr wegen des Sturms im Juli im Einsatz

Jahrhunderthagel mit Folgen

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Von tennisballgroßen Hagelkörnern zerstört: das Gewächshausdach der Reutlinger Gärtnerei Baum im Juli. Das meiste ist dort inzwischen repariert.

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Reutlingen. Hagelsturm, Hochwasser und unzählige kleinere Unwetter - 2013 hat das Wetter den Baden-Württembergern übel mitgespielt. Am dramatischsten waren die Folgen des heftigen Gewitters mit gewaltigen Hagelkörnern Ende Juli, das vor allem in den Kreisen Reutlingen und Tübingen Häuser, Autos und Felder zerstört hat. Zehntausende Menschen waren betroffen. Die SV Sparkassenversicherung schätzt den Gesamtschaden auf mehr als 1,25 Milliarden Euro - der massivste Hagelschaden aller Zeiten in Deutschland.

"So etwas gab es noch nie"

"Der Hagel war eine Extremsituation, so etwas gab es noch nie", sagt auch Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. In Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb sei ein Hagelkorn mit 14 Zentimetern Durchmesser gefunden worden. Das ist mehr als der doppelte Durchmesser eines Tennisballs.

Dem Reutlinger Gärtnereibesitzer Bernhard Baum hat der Hagel die Gewächshäuser zerstört und die Ware des ganzen Sommers kaputtgemacht. Obwohl er versichert ist, schätzt er, dass etwa 50 000 Euro Kosten an ihm hängenbleiben werden.

Bis alle Hagelschäden in Reutlingen beseitigt sein werden, wird es noch viele Monate dauern. Die Handwerker hätten immer noch alle Hände voll damit zu tun, Schäden an Dächern, Fassaden, Fenstern und Rollläden zu beseitigen, sagt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Reutlingen, Ewald Heinzelmann. Er rechnet damit, dass die Arbeiten noch bis zur zweiten Jahreshälfte 2014 dauern werden. Einige Dächer seien nach wie vor nur mit Hilfe von Planen winterfest gemacht - bei einem Sturm gingen sie wieder kaputt.

Deshalb ist die Reutlinger Feuerwehr häufig im Einsatz: Fünf- bis zehnmal pro Woche müssten seine Leute wegen der Hagel-Folgen ausrücken, berichtet Harald Herrmann, Leiter der Feuerwehr Reutlingen. Insgesamt gab es fast 5800 Einsätze in Folge des Hagels.

Im Vergleich zu diesem zerstörerischen Hagel hat selbst das Jahrhunderthochwasser im Südwesten im Mai 2013 geringere Schäden verursacht. Dabei standen damals ganze Straßenzüge unter Wasser, und die Ernte auf zahlreichen Feldern wurde ruiniert. In Mössingen (Kreis Tübingen) brachte der Regen Anfang Juni einen Hang ins Rutschen, knapp 30 Bewohner dürfen dort noch immer nicht in ihre Häuser zurück. Für die Beseitigung von Regenschäden stellt der Bund dem Land laut Innenministerium 71 Millionen Euro zur Verfügung.

Für den Deutschen Wetterdienst sind diese zerstörerischen Unwetter nur die Spitze des Eisbergs. Einige Tage vor dem Hagelunwetter hatte ein Gewitter den Busverkehr in Esslingen lahmgelegt. In Karlsruhe wurden Fußgänger von umherwirbelnden Gegenständen verletzt, in Sigmaringen musste ein Zeltlager evakuiert werden lsw

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