Porträt - CDU-Generalsekretärin Isabell Huber lehnt eine Quote ab

„Ich will keinen Job, nur weil ich eine Frau bin“

Von 
Michael Schwarz
Lesedauer: 
© picture alliance/dpa

Stuttgart. Isabell Huber ist ambitioniert. Das muss sie auch sein, schließlich ist die 33-Jährige seit Kurzem Generalsekretärin der CDU in Baden-Württemberg. Zunächst noch kommissarisch, im Herbst soll sie dann per Parteitagsbeschluss gewählt werden. Huber übernimmt die Aufgabe in einer Zeit, in der die Südwest-CDU in der Regierung mit bescheidenen 24,1 Prozent Juniorpartnerin der Grünen ist. Als Folge des Absturzes sind die Rufe nach Erneuerung laut. Huber will Veränderungen, hält aber nichts davon, Generationen gegeneinander auszuspielen.

„Wir haben eine Verjüngung in der Partei und in der Fraktion. Neben frischem Wind ist aber auch Erfahrung wichtig“, sagt sie. Die CDU wolle wählbar für alle Altersgruppen sein – und wolle wieder geschlossener auftreten. „Wir wollen als Partei Themen setzen. Der Hauptgegner sind die anderen Parteien und nicht die CDU selbst.“

Ausbildung im Verwaltungsdienst

Huber möchte, dass in der Südwest-CDU mehr Frauen aktiv werden, hält aber nichts von strikten Vorgaben. „Ich lehne eine Quote ab, ich möchte keine Quotenfrau sein. Ich möchte keinen Job nur deswegen haben, weil ich eine Frau bin – sondern wegen Leistung und Qualifikation“, stellt sie klar. „Wir müssen Frauen mehr zutrauen und Frauen müssen sich selbst mehr zutrauen“, erklärt die Politikerin aus Wüstenrot bei Heilbronn weiter.

Zustimmung schrumpft

  • Baden-Württembergs CDU hat in den vergangenen zehn Jahren bei den alle fünf Jahre stattfindenden Landtagswahlen jeweils massiv an Zustimmung verloren.
  • 2011 kam die Partei noch auf 39 Prozent.
  • Bei der Wahl 2016 rutschte sie um zwölf Prozentpunkte ab und erreichte 27 Prozent.
  • 2021 verlor die CDU weiter und landete bei 24,1 Prozent. 

Sie selbst hat sich immer wieder etwas zugetraut. Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst, vier Jahre im Haupt- und Personalamt der Stadt Stuttgart, Studium an der Ludwigsburger Verwaltungshochschule, CDU-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Neckarsulm. Und jetzt kommt noch das Amt der CDU-Generalin hinzu. Der Posten musste neu besetzt werden, weil der bisherige Generalsekretär Manuel Hagel, ebenfalls 33 Jahre alt, zum neuen Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion gewählt wurde.

Huber ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Zeit wird künftig knapper werden. Gehen die Corona-Infektionszahlen weiter zurück, wird ihr Terminkalender schnell wieder deutlich voller als zuletzt. „Mein Mann steht hinter mir. Ich habe es mit ihm besprochen. Wir organisieren uns als Familie“, sagt sie.

Wahlrecht ab 16 Jahren gefordert

Huber sind Diskussionen über Genderformulierungen fremd. „Genderdebatten bringen niemandem etwas. Wir haben mit der Corona-Krise große Herausforderungen zu bewältigen. Da finde ich es deplatziert, über Gendersternchen zu diskutieren. In Reden nenne ich einfach immer beide Geschlechter“, sagt die CDU-Politikerin. Huber ist auch bereit, für Veränderungen zu kämpfen. So wirbt sie offensiv für den Beschluss im grün-schwarzen Koalitionsvertrag, das Wahlrecht ab 16 bei der Landtagswahl umzusetzen. „Das ist innerhalb der CDU umstritten. Ich halte es aber für absolut richtig. Hier müssen wir in der CDU künftig auch offener werden.“

Zudem wirbt sie um Verständnis, dass die Südwest-CDU als Wahlverliererin kompromissbereit sein musste. „Wir haben einen guten Koalitionsvertrag. Mit 24 Prozent muss man aber auch zurückstecken.“ Doch Huber ist schließlich die Generalsekretärin und muss die Partei motivieren. Daher gibt sie sich zum Abschluss des Gesprächs kampfeslustig: „Unser Ziel ist es, dass die CDU in fünf Jahren wieder die stärkste Kraft in Baden-Württemberg wird.“

Korrespondent

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen