Wiesbaden. Angesichts wachsender Internetkriminalität plädiert Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) für einen verantwortungsbewussten Umgang mit persönlichen Daten im Netz. "Kriminelle können unsere Spuren unter Milliarden von Daten verfolgen", sagte er gestern in Wiesbaden. Gemeinsam mit Peter Raisch, Präsident des Landeskriminalamtes (LKA), präsentierte er die Arbeit der 2007 gegründeten Ermittlergruppe "Task-Force Internet", die Tätern im World Wide Web den Kampf angesagt hat.
Einfacher Zugriff
Die Bandbreite der kriminellen Machenschaften reicht von Kinderpornografie bis hin zu Mobbing im Internet. In der "Operation Himmel" gegen die Verbreitung von Kinderpornografie 2008 wurden allein in Hessen mehr als 1000 Verdächtige ermittelt. "Kinderpornografie im Internet ist ein Markt, keine Nische", sagte Raisch. "Sie werden live miterleben, wie schnell ein Hacking-Angriff über die Bühne geht", kündigte der LKA-Präsident seinen Zuhörern an. Tatsächlich spielten die hessischen "Cybercops" selbst die Kriminellen und zeigten an einem nachgestellten Beispiel, wie einfach man sich in fremde Computersysteme einklinken kann. Der Fall: Eine junge Frau fiel aus allen Wolken, als die Polizei bei ihr auftauchte. Ein Mitbewohner hatte von ihrem Computer aus eine fremde Website gehackt und manipuliert. Datenklau komme vor allem dort vor, wo sich die Nutzer nicht ausreichend absichern, sagte Raisch.
Ein wichtiges Instrument zur schnellen Aufklärung ist die "Online Wache" des LKA. Dabei können Nutzer den Fahndern per Email mitteilen, wenn die eigene Webseite manipuliert wurde. Die Ermittlergruppe, zu der neben Informatikern, Datenträgerexperten und wegen Terrorgefahr auch Islamwissenschaftler gehören, macht sich sofort auf die Suche nach dem Täter.
Mit speziellen Recherche-Techniken und Computerprogrammen lassen sich die Spuren der Kriminellen rekonstruieren. Auch die klassische Ermittlungsarbeit dürfe nicht fehlen, sagte Schröder. "Wir müssen natürlich auch überprüfen, was die Verdächtigen zum Tatzeitpunkt gemacht haben." Dabei werden Experten für Videoüberwachung oder Handy-Auswertung eingeschaltet. Im Jahr 2008 überprüfte das LKA insgesamt 2060 Handys. Vor allem soziale Netzwerke wie StudiVZ oder Facebook bieten Kriminellen eine ideale Plattform, um an persönliche Daten zu gelangen. "Wir müssen im Zeitalter von Web 2.0 mehr darauf achten, was wir von uns preisgeben", sagte Bouffier. Gerade Jugendliche würden im Internet immer öfter zu Opfern, sagte auch Hauptkommissar Carsten Ott - entweder von Cybermobbing (Beleidigung im Internet) oder Happy Slapping. Dabei werden Jugendliche meist von einer Gruppe verprügelt, die das Geschehen mit dem Handy filmt und ins Internet stellt.
Sicherheitsmaßnahmen seien der beste Weg, um Angriffe zu verhindern. Dazu gehören die Nutzung einer Anti-Viren-Software und die Abschirmung des Computers durch Schutzprogramme. lhe
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