Stuttgart. Der frühere baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble (CDU) ist nach schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren gestorben. Der jüngere Bruder von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erlag am Donnerstagabend im badischen Gaggenau den Spätfolgen eines Herzinfarkts. Er hinterlässt Frau und drei erwachsene Kinder.
Die Südwest-CDU sprach gestern von einem herben Verlust. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte, das Land verliere einen "authentischen Charakter und scharfen Analytiker". Der "kleine Schäuble" galt lange als Kronprinz des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU). Doch nach einem Zerwürfnis mit Teufel kehrte er 2004 der Politik den Rücken und führte fortan die Badische Staatsbrauerei Rothaus ("Tannenzäpfle"). Nach einem Herzinfarkt bei einer Wanderung im Juli 2012 war er nicht mehr auf seinen Posten zurückgekehrt. Er lag seither im Wachkoma und lebte zuletzt in einem Pflegeheim in Gaggenau.
Schäuble war von 1996 bis 2004 Innenminister. Erstmals ins Stuttgarter Kabinett kam er aber schon 1991, als er als damals jüngstes Kabinettsmitglied der schwarz-gelben Koalition das neu geschaffene Verkehrsressort übernahm. 1992 wurde er in der CDU/SPD-Koalition Justizminister.
CDU-Landesvorsitzender Thomas Strobl sagte: "Wir haben mit Thomas Schäuble eine herausragende Persönlichkeit verloren, die über viele Jahre die Politik des Landes und unserer CDU geprägt hat." Schäubles scharfsinniger Verstand und auch seine Fröhlichkeit blieben unvergessen. Ex-Regierungschef Günther Oettinger (CDU) erklärte: "Er war ein starker Kopf, ein typischer Schäuble, hochintelligent, ehrgeizig, auch witzig."
Anfang Dezember hatte die Landesregierung mitgeteilt, dass Schäubles Vertrag bei Rothaus aufgelöst werden solle. Unter der Regie des CDU-Mannes habe sich Rothaus "im heimischen Biermarkt behaupten" können, lobte Kretschmann. Bei Schäubles Einsetzung 2004 hatte es noch Kritik gehagelt. Opposition und Bund der Steuerzahler bemängelten, Schäuble werde von der CDU bei einem Landesunternehmen versorgt. Übergangsweise führt jetzt Ex-Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) die Brauerei.
Bundesweite Schlagzeilen hatte Thomas Schäuble gemacht, als er im Jahr 2000 mit Altbundeskanzler Helmut Kohl abrechnete - einen Tag nach dem Rückzug seines Bruders vom CDU-Bundesvorsitz im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre. "Ich verabscheue Herrn Kohl. Und ich kann da für die ganze Familie sprechen", wurde Thomas Schäuble zitiert - und ergänzte, dass Kohl ohne seinen Bruder nicht 16 Jahre lang Kanzler gewesen wäre.
Von 1984 bis 1991 war Schäuble Oberbürgermeister von Gaggenau. Die Stadt gedenkt ihm am 10. Januar mit einer Trauerfeier. Wann Schäuble beigesetzt wird, ließ eine Sprecherin der Verwaltung in Absprache mit der Familie offen. lsw
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