Mannheim/Stuttgart. Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr im Müll. Verschwenderisch ist vor allem die jüngere Generation, die über 50-Jährigen gehen etwas sorgsamer mit Lebensmitteln um, wie eine Umfrage der Techniker Krankenkasse zeigt.
Im Mai 2023 hat das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Krankenkasse 1700 Personen nach ihrem Ernährungs- und Trinkverhalten befragt, davon 500 in Baden-Württemberg. Neben der Lebensmittelverschwendung ist eine weitere Erkenntnis, dass sich jeder gesund ernähren will, es praktisch aber nicht tut.
Warum ernähren sich die Leute nicht gesund?
Die Gründe: Es fehlt die Zeit, es fehlt das Wissen um eine gute und vor allem nachhaltige Ernährung, es fehlt das Geld. Gesunde Ernährung mit frischem Obst und Gemüse und nicht verarbeiteten Lebensmitteln kostet mehr Geld, die Mehrausgaben können sich auf bis zu 60 Prozent für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern belaufen.
Im vergleichsweise wohlhabenden Süden der Republik steht denn auch Bioware bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern höher im Kurs als im Norden. Laut der TK-Umfrage legen 61 Prozent der Baden-Württemberger Wert auf Bioprodukte, in Nordrhein-Westfalen sind es nur 38 Prozent.
Spitze ist Baden-Württemberg auch beim Nudel- und Spätzleverzehr: 62 Prozent der Befragten gaben an, dass diese täglich oder mehrmals pro Woche auf den Tisch kommen, im bundesweiten Schnitt sind es nur 42 Prozent.
Nur drei Prozent sind Vegetarier
Überraschend die Quote der Vegetarier und Veganer - die liegt im Südwesten nämlich nur bei drei Prozent (Vegetarier, kein Fleisch und kein Fisch) beziehungsweise einem Prozent (Veganer, nur pflanzliche Produkte). „Bei der Präsenz, die das Thema hat, hat mich das überrascht“, erklärte Baden-Württembergs TK-Chefin Nadia Mussa. 74 Prozent essen täglich oder mehrmals pro Woche Fleisch oder Wurst.

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Weniger überraschend ist das Ergebnis, dass Frauen bewusster einkaufen und sich auch bewusster ernähren, mehr Käse, mehr Bio, mehr Wasser. Bei den Lieblingsgetränken beispielsweise geben 30 Prozent der Männer an, Limonaden oder Colagetränke zu trinken, bei den Frauen sind es nur vier Prozent.
Spektischer Blick auf die Zuckersteuer
Eine Zuckersteuer auf Softdrinks, die laut einer kürzlich vorgelegten Studie in Deutschland innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte bis zu 16 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Kosten einsparen würde, weil die Häufigkeit von Übergewicht und andere Erkrankungen gesenkt würde, sieht die TK-Chefin mit Skepsis. „Der Preis ist nur ein Aspekt bei der Lebensmittelauswahl, persönlicher Geschmack und Gewohnheiten sind hier für viele wohl entscheidender.“
Staatliche Maßnahmen sollten deshalb eher darauf abzielen, ab einem frühen Zeitpunkt gesunde Ernährung schätzen zu lernen, etwa durch entsprechende Angebote in Kantinen von Kindergärten, Schulen und Betrieben sowie und Aktionen in Kitas oder Schulen.
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