Ein Jahr nach der Krawallnacht von Stuttgart im Juni 2020 ist viel passiert. Zunächst haben die Ermittlungsbehörden, haben Polizei und Justiz eine dicke rote Linie gezogen, um möglichen krawallbereiten Nachahmern zu zeigen, dass derlei Randale unerbittlich verfolgt wird.
Dieses Signal war in der Außenwirkung enorm wichtig, um Stuttgart nicht überregional zum Anziehungspunkt für eine bestimmte Klientel junger Männer zu machen, die in der Gruppe den öffentlichen Raum vereinnahmen und für die Auseinandersetzungen mit der Polizei ein willkommener Nervenkitzel sind. Die Botschaft ist deutlich: Wer Ärger sucht, riskiert, im Knast zu landen.
Zumindest Mitläufer, wie sie sich in der Krawallnacht anstecken ließen, dürfte das wirksam abschrecken. Was vorerst bleibt, ist die starke Präsenz der Polizei in der Stadt. Sie hat ihre Einsatztaktik angepasst. Zudem gilt an neuralgischen Plätzen ein Alkoholverbot, die Videoüberwachung wurde ausgeweitet, dunkle Ecken werden ausgeleuchtet.
Vorerst sieht es zumindest so aus, als zeigten die Maßnahmen Wirkung. Mit den Corona-Lockerungen erobern sich das friedliche Partygängertum und die bürgerliche Stadtgesellschaft an Sommerabenden den öffentlichen Raum zurück. Ob es von Dauer bleibt, muss sich weisen. Doch die Richtung stimmt. Traurig genug, dass für diese Maßnahmen, die eine Stadt sicherer und lebenswerter machen, erst eine Krawallnacht passieren musste.
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