Drachenfest - 4500 Teilnehmer tauchen drei Tage lang in eine mittelalterliche Fantasiewelt ein

Bühne frei fürs Laientheater

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Das Fest läuft auf einen großen Showdown auf dem Schlachtfeld hinaus.

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Diemelstadt. Mit zerzausten roten Haaren, dichtem Bart, langen Eckzähnen und einem rostigen Schwert bewaffnet zieht Norghat durch die Stadt. Norghat heißt im echten Leben René Hayduk und stammt aus Bergisch Gladbach. Der Verwaltungsfachangestellte trifft sich einmal im Jahr für drei Tage mit rund 4500 Gleichgesinnten aus aller Welt beim Drachenfest im nordhessischen Diemelstadt zum Rollenspiel - einem der größten Festivals dieser Art in Deutschland. Ein rund 40 Hektar großes Areal wird immer im Juli zur Fantasiewelt mit Mittelalterbezug.

Auftaktgeschichte als Impuls

Elfen kämpfen hier gegen Orks, Gut gegen Böse. "Live Action Role Playing", kurz Larp, nennt sich das Spektakel. Die Requisiten nähen und basteln sich die Teilnehmer meist selbst. Genauso sind sie für den Charakter ihrer Figur verantwortlich: Sie verpassen sich einen Namen und Lebenslauf, quartieren sich in einem der Lager auf dem Drachenfest ein und ziehen mehrmals täglich in die Schlacht.

"Erwachsene Männer, die sich gegenseitig mit Gummischwertern verdreschen - bescheuerter geht's kaum", habe er nach den ersten Berichten über die Veranstaltung gedacht, erzählt der 32-jährige Hayduk. Ein Freund habe ihn dann doch überredet, einmal mitzukommen. Seitdem sei er ein riesiger Fan des Spektakels: Hier könne er noch mal richtig Kind sein und seinem Spieltrieb freien Lauf lassen.

Während der drei Tage gebe es kein Handy, keinen Computer und keinen Stress, schwärmt Silas Nagelhammer, der ähnlich düster wie Norghat verkleidet ist und eigentlich Sascha Schwegelbauer heißt. Der 33-Jährige stammt aus Heidenheim und macht bei dem Fest Urlaub vom Alltag als Wirtschaftsinformatiker.

Veranstalter des Spektakels ist ein Unternehmen aus Köln. "Eine Auftaktgeschichte dient als Impuls, damit die Leute auch Grund haben, aufeinander loszugehen", erklärt eine der Spielleiterinnen. Sie agiert als eine Art Schiedsrichterin bei dem Treffen, damit sich die Kampfwütigen nicht allzu sehr gegenseitig aufmischen.

Während des Fests spitzt sich das Laientheater immer weiter zu. Alles läuft auf einen großen Showdown hinaus, bei dem sich die Akteure auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. Im vergangenen Jahr hat das blaue Lager gesiegt. Seitdem regiert die Freiheit in der Fantasy-Welt. Schwegelbauer und Hayduk wollen das dieses Jahr umkehren. Denn sie sind Streiter des Chaos. lhe

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