Landtag - 142 Studienplätze entstehen in Fulda, Frankfurt und Gießen / Opposition fordert weitere Maßnahmen

Bessere Versorgung durch Hebammen

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lhe
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Eine Hebamme wiegt im Rahmen der Nachsorge ein Baby. © dpa

Wiesbaden. Abgeordnete im hessischen Landtag haben sich fraktionsübergreifend für eine bessere Versorgung von Schwangeren mit Hebammen starkgemacht. „Hebammen leisten eine unverzichtbare Arbeit für die Gesellschaft“, betonte Kathrin Anders von der Grünen-Fraktion am Mittwoch in Wiesbaden. „Darum werden die Bundesvorgaben zur Akademisierung der Hebammenausbildung in Hessen zügig umgesetzt.“ Die Hochschulen in Fulda, Frankfurt und Gießen übernehmen ab dem Jahr 2023 die komplette Hebammenausbildung in Hessen. Dazu werden insgesamt 142 Studienplätze eingerichtet.

Nach den Worten der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Daniela Sommer, kann das duale, praxisorientierte Studium nur ein Baustein sein, um die Geburtshilfe nachhaltig zu sichern. Sie forderte „längst überfällige“ Konzepte, etwa für die Vor- und Nachsorge, um Familien bereits in der Schwangerschaft, vor allem aber nach der Geburt zu unterstützen.

Die Landesregierung habe vieles angekündigt, doch nichts in die Tat umgesetzt, kritisierte Sommer. Es sei dringend notwendig, die wohnortnahe Geburtshilfe zu verbessern und sich darum zu kümmern, dass Hebammen besser bezahlt werden. Die AfD-Abgeordnete Claudia Papst-Dippel nannte die Zahl der Ausbildungsplätze „nicht ausreichend“.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Christiane Böhm, erklärte: „Die vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung ist ein überfälliger Schritt.“ Sie nannte den Ausbau der Ausbildungsplätze „vollkommen unzureichend angesichts des großen Hebammenmangels“.

Die Aufwertung der Hebammenausbildung löse keines der grundlegenden Versorgungsprobleme, kritisierte Böhm. „Von einer Eins-zu-Eins-Betreuung bei der Geburt sind wir in Hessen weit entfernt.“ Die Kaiserschnittrate sei „exorbitant“ hoch, was auch mit einem vollkommen falschen Vergütungssystem und immer weiteren Wegen zu Geburtskliniken zu tun habe. Nach den Worten von Böhm wurden seit 2008 ein Drittel aller hessischen Geburtsstationen geschlossen.

Hilfe für Taubblinde beschlossen

Die familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Claudia Ravensburg, erklärte, mit den 142 Studienplätzen werden die Geburtshilfe weiter vorangebracht und der Hebammenberuf noch attraktiver. CDU und Grüne hätten in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, sich für eine Eins-zu-Eins-Betreuung während der Geburt einzusetzen.

Hessen plant die Einführung eines Gehörlosen- und eines Taubblindengeldes. Ähnlich wie Blinde sollen damit künftig auch Gehörlose und Taubblinde eine finanzielle staatliche Unterstützung bekommen. Das Gehörlosengeld soll nach den Plänen der Landesregierung monatlich 150 Euro und das Taubblindengeld das Doppelte des Blindengelds betragen. Ein weiterer Gesetzentwurf betrifft das Verbot von Totschlagfallen bei der Jagd. Dies sei nicht mehr zeitgemäß und entspreche auch nicht den Vorgaben des Tierschutzes, begründete der Grünen-Tierschutzexperte Hans-Jürgen Müller. lhe

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