Viernheim. Ein Zeichen setzen gegen Hass, Rassismus und Gewalt - mit diesem Ziel luden die Viernheimer Jusos zum zweiten Mal zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Kunst für Vielfalt" in die Mehrzweckhalle der Goetheschule ein. Mit dem gemischten Song- und Poetryslam solle auf die kulturelle Vielfalt aufmerksam gemacht werden, die auch durch Migration entstehe, betonte Moderator Hussein Atris. Der kommissarische Vorsitzende des SPD-Ortsvereins führte mit vielen Scherzen und bissigen Kommentaren durch den Abend.
Mit orientalischen Klängen begrüßten die Afghan Boys die Besucher in der Halle. Ahmadi Ahmadschah, Nurullah Halimi und Suliman Qadiri wohnen seit fünf Monaten in Viernheim. Ihr Interesse an der deutschen Kultur demonstrierten sie auf der Bühne: Am Ende ihres Auftritts bedankte sich Ahmadi Ahmadschah auf Deutsch.
Gleich zwei Poetryslam-Debütanten durfte das Viernheimer Publikum willkommen heißen: Kati Schmitt setzte sich in ihrem Text wissenschaftlich mit dem Brief einer Grundschülerin auseinander, während Suz Meo aus Mannheim mehrere kurze Gedichte vortrug. Für ihre kritischen Zeilen "Es ist eine Welt, in der sich nichts dreht, außer wenn es um das Führen von Kriegen geht" erhielt sie lauten Applaus.
Kritik an Leistungsgesellschaft
Als dritte wagte sich Julia Zimmermann auf die Bühne - mit einem Text, den sie erst am Tag des Slams verfasst hatte. Sie bemängelte die Leistungsgesellschaft und schloss mit den Worten: "Vielleicht ist es für uns heute alle das Beste, mal nicht die Besten gewesen zu sein."
Usa präsentierte einen experimentellen Text, genannt "Patchwork Slam". Darin vereinte sie verschiedene Schreibstile. Als letzter Poetryslammer trat Dennis Krause auf und präsentierte die "Geschichte der Gedichte". Dabei kombinierte er bekannte Zitate deutscher Literatur, darunter Zeilen aus Goethes "Erlkönig" und Brechts "Dreigroschenoper". In seinem Haupttext ging er auf ein Paar ein, das sich schrittweise auseinanderlebt. Im Poetryslam-Finale konnte sich letztlich Julia Zimmermann gegen Suz Meo und Usa durchsetzen.
Der Songslam begann mit einem energiegeladenen Auftritt von Frank Albersmann, der auf der Bühne ganz in seinem Element zu sein schien. Der Musiker griff das Motto des Abends auf und plädierte dafür, sich nicht aus Angst vor dem Fremden in extreme Richtungen drängen zu lassen und standhaft zu bleiben. Micah und Tommy spielten Indie Folk, darunter ihr Lied "Bleib". Dazu hatte Micah auch eine lustige Anekdote von einer Irlandreise zu erzählen: Bei einem kleinen Konzert auf einer Kuhweide stieß das Publikum auf reges Interesse der Herde.
Songwriter Benny performte ruhige Stücke über das Erwachsenwerden, Heißgetränke und gescheiterte Beziehungen. Er war kurzfristig als Ersatz für den erkrankten Lukas Spannbauer eingesprungen. Auch der Vorjahressieger war wieder dabei: Lion Bardot sang mit souliger Stimme emotionale Songs, die vor allem die Suche nach der großen Liebe thematisieren.
Teilnehmerin vom Bodensee
Den weitesten Weg hatte Slammerin Tomna auf sich genommen: Bei ihrem ersten Auftritt in Viernheim verspätete sich die 25-Jährige vom Bodensee, da sie Viernheim in der Nähe von Stuttgart vermutet hatte. Ihre Lieder muteten nachdenklich und träumerisch an. Zum klaren Sieger wurde Frank Albersmann vor Lion Bardot und Tomna im Songslammer-Finale gekürt.
Als Dank erhielt jeder der Teilnehmer ein kleines Präsent. Dabei wurde besonderer Wert auf die Unterstützung der kleinen Läden in der Viernheimer Innenstadt gelegt. Die über dreistündige Veranstaltung war gut besucht und erhielt durch zahlreiche Lichteffekte eine besondere Atmosphäre.
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