Viernheim. „Räumungsverkauf“ steht auf dem Schild vor dem Weltladen. Aber das beliebte Geschäft in der Innenstadt mit den Produkten aus fairem Handel schließt nicht für immer seine Türen. Vielmehr wird der Laden im Januar umgestaltet.
„Nachdem klar ist, dass der Weltladen an seiner bisherigen Adresse bleiben kann, haben wir große Planungen für das Jahr 2023“, erzählt Sonja Ott, die Erste Vorsitzende des Eine-Welt-Kreises, der den Laden betreibt.
Denn die Zukunft des Geschäfts stand tatsächlich auf der Kippe. Das Haus, in dem sich der Weltladen befindet, wurde 2021 verkauft. Der neue Eigentümer, der Verein Lernmobil, hatte signalisiert, dass er selbst dringend Räumlichkeiten in der zentralen Innenstadt-Lage benötigt. Es sah daher so aus, als würde der Mietvertrag des Weltladens, der Ende 2024 ausläuft, nicht verlängert werden. Im Eine-Welt-Kreis machte man sich schon Gedanken, wie man die Arbeit mit einem anderen Konzept in der Fairtrade-Stadt Viernheim fortsetzen könnte.
Doch der Eine-Welt-Kreis und das Lernmobil konnten sich auf eine gemeinsame Lösung einigen: Der Weltladen bleibt an seinem Standort in der Viernheimer City, wird sich aber räumlich etwas verkleinern. „Ein Teil der bisherigen Ladenfläche zur Passage hin wird vom Laden abgetrennt“, führt Sonja Ott aus, „dort entstehen zwei Büros für das Lernmobil.“ Der Verein wird die Räume als Anlaufstelle für seine Integrationsarbeit nutzen. Die Arbeiten außerhalb des Ladens haben schon begonnen. Eine Rampe ermöglicht künftig den barrierefreien Zugang zu den Büros.
Kaffee-Ecke bleibt erhalten
Der Weltladen hat bis zum 31. Dezember geöffnet. Ab 2. Januar ist er für die Vorbereitungen und dann für die Umbaumaßnahmen geschlossen. Durch die Verkleinerung wird der Innenraum anders gestaltet – einige Verkaufsbereiche für das Sortiment aus Fairem Handel werden an anderer Stelle aufgebaut. Auch die Kaffee-Ecke zieht um, bleibt aber als Treffpunkt in dem Ladenlokal erhalten.
„Wir hoffen, dass wir für den neuen Weltladen vielleicht auch neue Mitarbeiter gewinnen können“, blickt Sonja Ott schon auf die Zeit nach der Wiedereröffnung. Ziel des Eine-Welt-Kreises ist es nämlich, die Öffnungszeiten wieder auf Vor- und Nachmittage zu erweitern. Im Zuge der Corona-Pandemie war es zuletzt nicht möglich, jeden Vor- und Nachmittag die Ladentüren zu öffnen. Denn der Eine-Welt-Kreis ist auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Rund 20 Mitarbeiter engagieren sich derzeit unentgeltlich im und für den Weltladen Viernheim.
Neben dem Verkauf der Produkte umfasst die Vereinsarbeit zahlreiche weitere Tätigkeitsbereiche wie die Auswahl des Sortiments oder Aktionen zu politischen Themen und Bildungsveranstaltungen in Schulen. Die Verkaufserlöse werden nach kostendeckender Arbeit an die entwicklungspolitischen Förderprojekte des Vereins abgegeben.
Der aktuelle Vorstand des Eine-Welt-Kreises setzt sich aus der Vorsitzenden Sonja Ott, ihrer Stellvertreterin Maria Reichert, Schriftführerin Hilde Maier und Robert Toth als Kassenwart zusammen. Gegründet wurde die Gruppe 1987 auf Initiative von Gemeindereferentin Dorothea Busalt, damals in St. Aposteln, von Michael Haas, Norbert Kahnert und Norbert Martin. Zwei Schwerpunkte bestimmten die Arbeit: der monatliche Verkauf von Dritte-Welt-Artikeln und die Suche nach Projektpartnerschaften.
1988 wurde Kontakte geknüpft zu Pfarrer Lothar Bauchrowitz, der in Rondonopolis in Brasilien Kinderhorte, ein Ausbildungszentrum für Jugendliche, Nähkurse für Mütter, Häuserbau für Slumbewohner und Katechetenausbildung in 30 Basisgemeinden unterhielt. Mit dem ersten Eintopfessen 1989 starteten die Viernheimer Aktivitäten zugunsten von Pfarrer Bauchrowitz. Der Pfarrer war mehrmals in Deutschland, um von seiner Arbeit zu berichten.
1994 änderte die Gruppe ihren Namen von Dritte-Welt-Kreis zum eingetragenen Verein Eine-Welt-Kreis. So sollte deutlicher werden, dass Arm und Reich in einer Welt leben und füreinander Verantwortung tragen. Nachdem der Eine-Welt-Kreis viele Jahre lang seine Waren aus einem Bauwagen verkauft hatte, zog er im 2000 in einen festen Laden im Kettelerheim. Neun Jahre später wechselte er in das Ladengeschäft gegenüber der Apostelkirche, den aktuellen Standort. Seitdem versucht der Weltladen dort mit dem Verkauf seiner Produkte die Welt ein Stück weit zu „fairändern“.
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