Ukraine

Weitere Unterkunft für Kriegsflüchtlinge steht bereit

Von 
Wolfram Köhler
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Das große Versorgungszelt vor dem früheren Bürokomplex soll auch als Aufenthaltsraum für die Geflüchteten dienen. © stadt viernheim

Viernheim. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, ab sofort kann die Stadt Viernheim in einem ehemaligen Bürogebäude der Firma Pfenning in der Lilienthalstraße knapp 190 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterbringen. Insgesamt stehen in Viernheim somit kurzfristige Unterkünfte für bis zu 250 Menschen zur Verfügung. Die Stadt wartet nun auf eine entsprechende Zuteilung durch den Kreis Bergstraße.

Um die Kapazitäten auszudehnen, hatten die Handwerker in den vergangenen Tagen einiges zu tun: In den 30 Räumen des Komplexes wurden 94 Doppel-Stockbetten aufgestellt, teilt die städtische Presse- und Informationsstelle mit. Es gibt vor Ort zwei Wickelmöglichkeiten, 15 Waschmaschinen und acht Trockner. Auf dem Gelände stehen zudem zwölf Sanitärcontainer mit Dusche, Toilette und Waschbecken sowie ein Versorgungszelt bereit.

Um die Anlagen in Betrieb zu nehmen, mussten 150 Meter Stromkabel verlegt und dabei die Landesstraße 3111 überquert werden (wir berichteten). Auch ein Internetzugang wurde geschaffen, damit die Geflüchteten mit ihrer Familie und Freunden in Kontakt bleiben können, wie die Viernheimer Stadtverwaltung betont.

Neben der so genannten Notunterkunft in der Lilienthalstraße hatte die Stadt zuvor bereits Räume im Pfadfinderheim an der Lorscher Straße und in dem angemieteten Stockwerk eines Gebäudes am Neuen Weg entsprechend ausgestattet. Seit Mitte März stehen dort 43 Schlafplätze zur Verfügung, die je nach Bedarf angepasst werden können. „Beide Liegenschaften eignen sich für größere Familien beziehungsweise Familiengruppen, welche sich selbstständig versorgen können“, erklärt Ordnungsamtsleiter Sebastian Geschwind. Er ist unter anderem für die Ausstattung der Unterkünfte zuständig. Koch- und Waschmöglichkeiten, Internetzugang sowie eine Grundausstattung an Lebensmitteln seien auch dort vorhanden. Eine weitere Unterkunft in der Max-Planck-Straße befinde sich derzeit noch im Aufbau, so Geschwind. „Hier können circa 14 bis 20 Personen untergebracht werden, ebenfalls autark.“

Mehr als 300 Ukrainer in Viernheim

Momentan leben 315 Geflüchtete aus der Ukraine in Viernheim. Nach Angaben der Stadt konnten sie durch eigene Kontakte in Privathaushalten aufgenommen werden, oder sie beziehen in Kürze eine Wohnung. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Projekt „Vermiete doch an die Stadt!“, bei dem die Kommune leerstehenden Wohnraum der Bürger nutzen kann.

Einige Personen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen seien, hätten Viernheim bereits wieder verlassen, teilt die Verwaltung mit. Sie seien in eine andere Stadt oder ein anderes Land umgezogen. Wie viele Menschen in Viernheim noch ankommen oder der Stadt vom Kreis Bergstraße zugewiesen werden, sei momentan unklar. Gegenwärtig erfolge kein weiterer größerer Zustrom an geflüchteten Personen ins Kreisgebiet. Dennoch sei die Verwaltung in den zurückliegenden Wochen der Empfehlung der Hessischen Landesregierung gefolgt und habe diese Zeit zur Vorbereitung weiterer Unterkünfte genutzt.

Da sie mit großen Flüchtlingsströmen rechnete, hatte die Stadt unmittelbar nach Kriegsausbruch am 24. Februar damit begonnen, Räume für die Unterbringung geflüchteter Menschen vorzubereiten. Die beiden kleineren Liegenschaften standen bereits innerhalb weniger Tage bereit. „Wir wollten für den Notfall, dass der Kreis uns von einem Tag auf den anderen Geflüchtete zuweist, vorbereitet sein und konnten so kurzfristig innerhalb eines Wochenendes einige Kapazitäten schaffen“, erklärt Bürgermeister Matthias Baaß das Vorgehen.

Das Gebäude in der Lilienthalstraße bietet mit einer Gesamtfläche von rund 1500 Quadratmetern aktuell die größten Kapazitäten in Viernheim. Die Versorgung der künftigen Bewohner übernimmt die Johanniter-Unfall-Hilfe. Ein Cateringdienst ist ebenfalls beauftragt, er kann laut Stadt bei Bedarf die Unterkunft unverzüglich beliefern.

Baaß und Erster Stadtrat Jörg Scheidel würdigen das Engagement von Technischem Hilfswerk, Johannitern, Stadtwerken, Stadtbetrieb sowie der Fachfirmen, die „innerhalb kürzester Zeit alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen“ hätten. Ebenfalls dankbar sei die Verwaltung dem Vermieter, der die Räume für die Monate April, Mai und Juni kostenlos zur Verfügung stelle.

Redaktion

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