Viernheim. Welch eine Dramatik beim Viernheimer Triathlon: Nils Lorenz sieht wie der sichere Sieger über die olympische Distanz aus. Schnellster Schwimmer, als Erster nach dem Radfahren im Waldstadion und dann die Führung beim Laufen. Doch dann biegt Lorenz auf der Schlussrunde falsch ab - und verpasst damit den Sieg.
So kurios ist beim Viernheimer Triathlon noch kein Sieg errungen worden
Verfolger Jakob Breinlinger blickt irritiert zur Ziellinie, wo er eigentlich seinen Konkurrenten vermutet. Der ist aber gar nicht in den Zielkanal eingelaufen, sondern einfach weiter die Laufbahn entlang. Auch Helfer und Zuschauer sind verwirrt - wer ist denn nun falsch abgebogen? Breinlinger zögert, dann überquert er fast vorsichtig die Ziellinie und kann nicht mal jubeln, weil er sich seines Sieges gar nicht sicher ist. Nur Sekunden später hat Lorenz sein Missgeschick bemerkt, kommt von der Seite gesprintet und rettet damit den zweiten Platz. So kurios ist in der nunmehr 39-jährigen Geschichte des Viernheimer V-Card-Triathlons noch kein Sieg errungen worden.
Aufmunterung bekommt Pechvogel Lorenz von seinem Mentor Sebastian Kienle. Die Triathlon-Legende verpasst als Vierter das Podium und wird dennoch vom Publikum frenetisch gefeiert. Der Rekordsieger von Viernheim (2006, 2007, 2008, 2009, 2014 und 2017) beendet seine Karriere und ist noch ein letztes Mal in Deutschland gestartet. „Ich hätte mir dafür kein besseres Rennen aussuchen können als Viernheim“, bedankt sich der ehemalige Ironman-Weltmeister beim Publikum und den Organisatoren.
Für die 39. Auflage des traditionsreichen Viernheimer Triathlon geht es wieder über die olympische Distanz mit dem Start im Hemsbacher Wiesensee. Bevor dort die Topstarter um Kienle und die Viernheimer Lokalmatadoren ins Wasser gehen, nehmen die Vereine aus der Zweiten Liga ihre Rennen auf. Der erste Startschuss durch Ersten Stadtrat Jörg Scheidel schickt die Herren-Mannschaften, danach die Damen-Teams auf die Strecke.
Schwerer Sturz - zur Sicherheit wird ein Rettungshubschrauber verständigt
Als die Bundesligatrupps in Richtung Viernheim radeln, blicken die Fans gespannt auf die Schwimmer und sehen beim Landgang und in der Wechselzone Nils Lorenz ganz vorne. Mentor Kienle hat fast zwei Minuten Rückstand und macht sich als Neunter auf die Verfolgung von Lorenz, Philipp Dressel-Putz, Jakob Breinlinger und Julian Becker. Die Radstrecke führt über Hemsbach und Sulzbach, zweimal durch den Saukopftunnel und über den Saukopf bis zum Wendepunkt hinter Reisen und durch die Felder zurück nach Viernheim.
Auf dem Weg kommt es zu einem unglücklichen Unfall: Ein Athlet stürzt schwer, zur Sicherheit wird der Rettungshelikopter verständigt. TSV-Amicitia-Abteilungsleiter Stefan Schott ist im Austausch mit den Rettungsdiensten und kann später leichte Entwarnung geben: „Es scheint, als sei ,nur’ der Arm gebrochen.“
Unfallfrei kommen die meisten anderen Starter in Viernheim an. Nils Lorenz ist der erste, der ins Stadion einbiegt und sich unter dem Applaus der Zuschauer auf die erste von drei Laufrunden aufmacht. Der 3,3 Kilometer lange Kurs führt über die Industriestraße stadteinwärts über den Großen Stellweg zurück ins Stadion. Breinlinger und Becker haben ordentlich Abstand auf den Führenden, Kienle macht auf dem Rad immerhin ein paar Plätze gut und ist Fünfter. Einen Konkurrenten kann die Triathlon-Ikone aus Mühlacker noch einsammeln, für das Siegertreppchen reicht es diesmal nicht. Auf dem Podium stehen drei Nachwuchsathleten aus der Altersklasse AK20 - neben Sieger Jakob Breinlinger und dem Zweiten Nils Lorenz jubelt Julian Becker als Dritter.
Bei den Frauen hat Kathrin Halter aus dem Bundesligateam des TSV Amicitia auf den 40 Radkilometern Lea Cagol, die Viernheimerin Kim Heidemann oder Antonia Seemann überholt und geht als Führende in den dritten Abschnitt. Auf der dritten Laufrunde büßt sie ihren Vorsprung aber ein, Lea Cagol zieht an ihrer ehemaligen Teamkameradin vorbei und feiert den Sieg.
Halter wird Zweite, mit einem rasanten Lauf holt Eleisa Haag den dritten Platz. Achte in der Gesamtwertung wird Kim Heidemann - sie verteidigt ihren Titel als Stadtmeisterin, auch weil Mutter Silke das Rennen aufgeben muss. Stadtmeister 2023 ist Nicolas Honsowitz, der 2017 und 2018 schon schnellster Viernheimer war. Seine härtesten Konkurrenten Marius Manger und Henrik Schmitt überqueren gemeinsam die Ziellinie und lassen sich völlig ausgepumpt auf den Rasen im Zielbereich fallen - erschöpft von einem spannenden Rennen.
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