Viernheim. Die Geschichte des Märchens „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ der Gebrüder Grimm ist hinlänglich bekannt und letztendlich findet sie ein gutes Ende. So alt, so gut. Damit wollte sich die Theater-AG der Viernheimer Nibelungenschule aber nicht zufriedengeben und inszenierte unter dem Titel „Wie werden wir Schneewittchen los?“ eine moderne und amüsante Variante des Klassikers, der ebenfalls ein gutes Ende fand.
„Vor einigen Jahren haben Kinder der Nibelungenschule die Urfassung aufgeführt, die neue Generation wollte aber etwas anderes machen“ schildert Thomas Middel, der gemeinsam mit Tatjana Ehret die Theater-AG leitet, die Idee. Hierfür wurde das ganze Schuljahr über fleißig geprobt, denn das Stück ist nicht nur textlich anspruchsvoll, sondern dauert auch eine gute Stunde lang.
In der Michaelskirche bietet sich ausreichend Platz
Um allen Klassen der Grundschule das moderne Märchen präsentieren zu können, ist man in die benachbarte Michaelskirche umgezogen. „Das war eine Premiere, denn hier bietet sich ausreichend Platz. In unserer Turnhalle hätten wir das Stück zweimal spielen müssen“, war Middel erfreut über die außergewöhnliche Kulisse. Außerdem konnte sogar noch eine Gastklasse der Schillerschule eingeladen werden. Im Vorfeld waren unter Mithilfe von Eltern auch das Bühnenbild gebastelt und die Kostüme genäht worden.
Die moderne Fassung des Märchens beginnt wie das Original. Mit „Heiho, heiho, wir sind vergnügt und froh“, kommen die sieben Zwerge gut gelaunt nach Hause zurück. Schnell stellt sich aber Ernüchterung ein, als man einen ungebetenen Gast bemerkt, der das Leben der Zipfelmützenträger auf den Kopf stellt. Deshalb stellt sich alsbald die Frage „Wie werden wir Schneewittchen los?“
Schneewittchen ist diesmal eine zickige und verwöhnte Göre
Schneewittchen kennt man eigentlich als liebe, brave Königstochter, der die böse Stiefmutter übel mitspielt. Eine Königstochter ist sie in diesem Stück auch, allerdings eine zickige und verwöhnte Göre. Weggelaufen ist sie nur, weil die Stiefmutter ihr zu sehr Paroli bietet. Sie nistet sich, samt Laptop, bei den gutmütigen Zwergen ein und wirbelt in deren beschaulichem Heim alles durcheinander. Schneewittchen schafft es, in kürzester Zeit den Langmut ihrer neuen Freunde aufs Äußerste zu strapazieren. Sie kocht nicht nur schlecht, sondern legt auch keinen Wert auf Hygiene und verhält sich den Zwergen gegenüber äußerst dominant, was zu einer großen Unruhe führt.
Die sieben Zwerge überlegen fieberhaft, wie sie die Prinzessin wieder loswerden könnten, möglichst bevor auch noch Schneewittchens Freundin „Rotröschen“, mit der erstere in regem E-Mail-Kontakt steht, erscheint. Leider wollen weder der Drache noch die Hexe es mit Schneewittchen aufnehmen. Da kommt einem der Zwerge die geniale Idee: In der weiten Welt des Internets müsste sich doch ein Prinz finden lassen, der so jemanden wie Schneewittchen sucht. Ruckzuck wird die E-Mail abgeschickt.
Auch Rotröschen wird gleich mit verheiratet
Prompt kommt eine Antwort, eigentlich melden sich sogar zwei Anwärter. Der zwergige Plan geht auf und weil sich zwei Prinzen beworben haben wurde auch Rotröschen mit verheiratet und die Zwerge haben wieder ihre Ruhe. Diese Freiheit nutzen sie aber nicht dazu, um wieder Schnipp-Schnapp zu spielen. Vielmehr machen sie sich über die Spiele am Laptop her. „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann . . .“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim_artikel,-viernheim-viernheim-moderne-schneewittchen-inszenierung-begeistert-in-michaelskirche-_arid,2314449.html