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Viele Wünsche für Viernheimer Spielplätze

In einem Leserbrief listet das Bürgernetzwerk Viernheim zahlreiche Wünsche die Ausstattung von Spielplätzen betreffend auf. Mit Blick auf die Finanzlage reagiert die Stadt verhalten. Mindestens.

Von 
Martin Schulte
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Bonanzaplatz: Sonnensegel und WC-Anlage erwünscht. Unter anderem. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Sonnensegel, Wippen, Bagger für Sandkästen, Picknicktische, Grillstationen, ein WC. Die Liste der Wünsche, die das Bürgernetzwerk Viernheim nach einem Rundgang mit Eltern und Kindern zu Viernheimer Spielplätzen erstellt hat, ist lang. Sie hat diese Redaktion in Form eines Leserbriefs erreicht, gezeichnet von Bekir Atak. Erster Stadtrat und Baudezernent Jörg Scheidel dämpft auf Nachfrage die Erwartungen. Die Kosten. Was außerplanmäßig ausgegeben werde, müsse an anderer Stelle gespart werden. Derartige Vorschläge macht das Netzwerk, das kommendes Jahr zur Kommunalwahl antreten will, nicht.

„Eine kleine Gruppe von Eltern und Kindern war hier unterwegs, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Familien vor Ort aufzunehmen und konkrete Verbesserungsvorschläge zu sammeln. Mit der kleinen Gruppe sollte ausprobiert werden, ob dies nicht in Zukunft auch von größeren Kinder- und Elterngruppen fortgeführt werden kann“, schreibt Bekir Atak unter anderem.

Laut Stadt gibt es 52 öffentliche Spielplätze in Viernheim. Hier einer im Bannholzgraben. © Bernhard Kreutzer

Und weiter: „Am Spielplatz Bannholzgraben wünschen sich die Teilnehmer Sonnensegel, ein Trampolin, einen Fußballkäfig, zusätzliche Sitzmöglichkeiten mit Picknicktischen, einen kleinen Wasserspielplatz, eine Seilbahn sowie Gymnastikstangen für Jugendliche (Calisthenics).“

„Öffentliche Grillplätze erhöhen die Aufenthaltsqualität“

Öffentliche, moderne und sichere Grillplätze einzurichten, würde Familien und Gruppen die Möglichkeit bieten, Spielplatzbesuche mit gemeinsamen Grillnachmittagen zu verbinden und damit die Aufenthaltsqualität erheblich steigern. Außerdem, so stelle die Gruppe fest, würde nicht regelmäßig gemäht. Das könnten Mähroboter erledigen. Uwe Pfenning, Netzwerk-Mitstreiter, hat sich kürzlich öffentlich darüber erzürnt, es werde zu viel und zu rabiat gemäht.

Stationen zwei und drei nach dem Bannholzgraben waren die Spielplätze am Anglersee und am Bonanzaplatz. Auch hier Sonnensegel, Bagger, Trampolin. Und am Bonanzaplatz sowie am Anglersee bitte noch je eine öffentliche WC-Anlage.

Ataks Fazit: „Eine Umsetzung dieser Vorschläge würde nicht nur die Aufenthaltsqualität steigern, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die Attraktivität Viernheims als kinderfreundliche Stadt nachhaltig stärken.“ Er schließt mit der Frage von Eltern, warum es in Viernheim eigentlich keine „alla hopp!“-Anlage gibt.

19 von knapp 300 Kommunen für „alla hopp!“ ausgewählt

Dazu Stadtrat Scheidel auf Nachfrage dieser Redaktion: „Die ,alla hopp!‘-Anlagen wurden von der Dietmar Hopp Stiftung zwischen 2014 und 2017 in der Metropolregion Rhein-Neckar errichtet. Insgesamt wurden 19 Kommunen ausgewählt, die diese Anlagen erhalten haben. Die Metropolregion umfasst knapp 300 Kommunen.“

Die Stadt Viernheim habe keinen Einfluss auf die Auswahl bei diesem Förderprojekt gehabt und sei beim Zuschlag leider nicht berücksichtigt worden. Das Auswahlverfahren sei abgeschlossen und es sei nicht bekannt, dass nochmal neue Anlagen errichtet würden.

Auch auf das Mähen des öffentlichen Grüns geht Scheidel dezidiert ein. Zusammengefasst: Es wird je nach Nutzung und Zweck der Flächen regelmäßig gemäht, Spiel- und Bolzplätze häufiger, ökologische Ausgleichsflächen seltener. Diese Redaktion hatte gerade erst den Aufwand und die Modi der Pflege städtischen Grüns umfassend dargestellt.

„Viernheim verfügt über 52 öffentliche Spielplätze“

Der Baudezernent weiter: „Viernheim verfügt bereits über eine relativ umfangreiche Versorgung mit öffentlichen Spielplätzen, 52 öffentliche Spielplätze insgesamt. Das heißt nicht, dass kein Verbesserungsbedarf besteht – ganz im Gegenteil: Die genannten Ideen sind in vielen Fällen wünschenswert und nachvollziehbar.“

Auch der Spielplatz am Waldsee soll besser ausgestattet werden. © Bernhard Kreutzer

Die Herausforderungen bestünden indes vor allem in den Investitions- und laufenden Kosten. Allein für Wartung, Pflege und Instandhaltung der 52 Spielplätze seien im städtischen Haushalt etwa 85.000 Euro vorgesehen. Sei ein Spielgerät defekt und müsse ersetzt werden, könne dies nicht immer aus dem laufenden Budget gedeckt werden, da die Neuanschaffungen sehr kostenintensiv seien, erklärt Scheidel.

Einige der Ideen (WC-Anlage, Wasserspielplatz, hochwertiges Klettergerüst) hätten hohe Baukosten, ebenso oft auch erhöhte Unterhaltskosten (Wasser, Reinigung, Sicherheit). Bei der Sanierung des Tivoliparks seien alle Vorrichtungen für den Bau einer öffentlichen Toilette vorgesehen worden. Die Umsetzung scheitere bislang an der Finanzierung, macht der Erste Stadtrat deutlich.

„Auswirkungen der finanziellen Schieflage von Kommunen“

Wenn Vorschläge umgesetzt werden sollten, müsse also deutlich sein: „Dies erfordert Finanzierung, möglicherweise Priorisierung und Abwägungen mit anderen städtischen Aufgaben. Das heiße auch, dass Mittel, die hierfür eingesetzt werden, an anderer Stelle fehlen könnten. Oftmals ist es nicht der Mangel an Ideen, sondern es sind leider die spürbaren Auswirkungen der finanziellen Schieflage der Kommunen in Deutschland – auch in Viernheim.“

Redaktion Reporter.

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