Konzert

Starkenburg Philharmoniker: Vom düsteren Moll zum festlichen Jubel

Zum 20. Geburtstag begeistern die Starkenburg Philharmoniker auf die Bühne des Bürgerhauses Viernheim ihre Zuhörer mit Musik von Rachmaninow und Tschaikowsky

Von 
Astrid Schwörer
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Die Starkenburg Philharmoniker bieten dem Publikum im Viernheimer Bürgerhaus ein hervorragendes Konzert. © Astrid Schwörer

Viernheim. Die Starkenburg Philharmoniker machten sich und ihrem Publikum zum 20. Geburtstag ein besonderes Geschenk. Zum Jubiläum brachten sie zwei große Werke der romantischen Musik auf die Bühne des Bürgerhauses Viernheim: das 2. Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow op. 18 in c-Moll und die 5. Sinfonie op. 64 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Beide Komponisten hätten Tiefpunkte in ihrem Leben überwunden, hob Günther Stegmüller, der künstlerische Leiter des Orchesters, die Gemeinsamkeit hervor. „Sowohl Rachmaninow als auch Tschaikowsky hatten Ende des 19. Jahrhunderts eine schöpferische Blockade“, erklärte er.

Obwohl sich Tschaikowsky in Westeuropa längst als Dirigent und Komponist etabliert hatte, litt er unter Selbstzweifel und Depressionen. Zehn Jahre habe es gedauert, bis Tschaikowsky nach einem längeren Aufenthalt auf dem Land sein fünftes großes Werk schreiben konnte, berichtete Stegmüller. „Die Natur hat ihm Kraft und Energie gegeben, um wieder zu komponieren“, erklärte er. Tschaikowskys Verzweiflung und Ängste spiegelten sich in der Musik wider. In nur wenigen Wochen habe er die dunkle, fast mystische Sinfonie verfasst. Passend dazu werde die Komposition Schicksals-Sinfonie genannt, so Stegmüller in seiner Einführung. „Das Schicksalsmotiv durchzieht als Leitthema alle vier Sätze“, erläuterte der Dirigent und kündigte an: „Allerdings wandelt sich der Charakter des Motivs vom düsteren Moll zum festlichen Jubel.“

Vorwurfsvoll klagend

Gleich zu Beginn des ersten Satzes stellten die Klarinetten das Schicksalsthema vor. Geradezu vorwurfsvoll klagend übernahmen Flöten und Streicher das Hauptthema und verstärkten die düstere Grundstimmung. Die Holzbläser prägten die elegische Schönheit des zweiten Satzes und untermalten das Solo des Horns.

Beschwingt und ausgelassen klang dagegen der dritte Satz im Stil eines ruhigen Walzers. Prächtig gelang dem Orchester die triumphale Wiederkehr des Schicksalsmotivs im letzten Satz. Zunächst eher ruhig von den Streichern intoniert, steigerte sich das Thema dramatisch und entlud sich zum Finale mit schmetternder Wucht. Mit weit ausholender Geste und voller Leidenschaft schwelgten die Musiker in Gefühlen. Pathos im besten Sinne.

Für die Interpretation des beliebten Klavierstückes von Sergei Rachmaninow hatten die Starkenburg Philharmoniker die Pianistin Elena Kuschnerova eingeladen. Als Rachmaninow mit der Komposition seines zweiten Klavierkonzertes begann, hatte er eine schwere Schaffenskrise durchlebt. „Der Komponist ist einen ganz eigenen Weg gegangen“, erzählte Stegmüller. „Er hat sich Hilfe bei einem Hypnotiseur gesucht.“ Wie erfolgreich diese Behandlung war, davon konnten sich die Zuhörer im zweiten Teil des Konzertes überzeugen.

Klares, präzises Spiel

Kuschnerova meisterte die Herausforderung dieses schwierigen Klavierwerkes bravourös. Die gebürtige Moskauerin lebt inzwischen in Deutschland und hat eine Professur in Japan. Ihre Tourneen führten sie in große Konzerthäuser weltweit und ihre Tonaufnahmen erhielten hohe Auszeichnungen.

Wie Glockenschläge stimmte Kuschnerova die ersten Akkorde am Klavier an und begleitete die schwermütige Melodie des Orchesters mit wirbelnden Läufen. Mit den verträumten Klängen des Mittelsatzes zog sie die Zuhörer endgültig in den Bann. Ihr klares, präzises Spiel hob die melodische Eleganz des Werkes hervor. Auch im Dialog zeigte sich das Orchester in Bestform.

Bei der Zugabe schlug Kuschnerova den Bogen zurück zu Tschaikowsky. Der Jahreszeit entsprechend hüllte sie mit dem Herbstlied „Oktober“ den Saal in einen melancholischen Zauber. Die wehmütige Stimmung hielt allerdings nur, bis langanhaltender Applaus und die begeisterten Zurufe des Publikums ein hervorragendes Konzert belohnten.

Gelungener hätte eine Feier zum runden Geburtstag kaum sein können. Mit über 100 Gastspielen in den letzten beiden Jahrzehnten hat sich das semi-professionelle Orchester zu Recht einen erstklassigen Namen in der Region erspielt.

Freie Autorin

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