Entwicklungshilfe

Spendenaktion gegen Hunger

Afrikaverein Focus startet Kampagne. Terror, Ernteausfälle und Nahrungsmittelkrise bedrohen die Partnerstadt Silly

Von 
Othmar Pietsch
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Bürgermeister Matthias Baaß (3.v.r) und Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler (2.v.l.) haben die Schirmherrschaft der Spendenaktion übernommen. © O. Pietsch

Viernheim. Schlimm genug, dass in Burkina Faso nicht ausreichend Regen fällt und deshalb Ernteausfälle und eine Hungersnot das Leben der Menschen bedrohen. In einem der ärmsten Staaten der Welt ziehen auch Banden von Terroristen durch das Land und verbreiten Angst und Schrecken, was zu einer großen Flüchtlingswelle geführt hat. Davon betroffen ist auch die Viernheimer Partnergemeinde Silly. Um den Menschen dort genügend Nahrungsmittel zu geben, hat der Afrikaverein Focus jetzt eine Spendenaktion ins Leben gerufen, mit der der Hunger bekämpft werden soll.

Der zuständige Präfekt Christophe Bonkoungou beschreibt die Situation mit einfachen Worten: „Überall herrscht Hunger, Hunger, Hunger…“. Für die Aktion „Viernheim hilft Silly“ haben sich Bürgermeister Matthias Baaß, Erster Stadtrat Jörg Scheidel und der Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübler als Schirmherren zur Verfügung gestellt, auch, um die Dringlichkeit der Maßnahme zu unterstreichen.

„Die schlechten Nachrichten aus aller Welt verunsichern viele Mitbürger, wohin sie ihre Spende leisten können. Über Focus besteht die Möglichkeit, konkrete Hilfe zu leisten und zu wissen, dass das Geld dort ankommt, wo es benötigt wird“, ruft Matthias Baaß die Viernheimer zur Unterstützung auf. Norbert Schübeler sieht in dem Terrorismus und der damit verbundenen Landflucht ein Riesenproblem für die Nahrungsproduktion. „Die Leute verlassen ihre Felder und lassen sie unbewirtschaftet zurück, um in größeren Städten Sicherheit zu suchen. Dadurch wird die Hungersnot immer größer.“

„Geprägt von Herzlichkeit“

Jörg Scheidel sind die Gespräche anlässlich des Partnerschaftswochenendes im vergangenen April dieses Jahres noch in guter Erinnerung. „Damals durfte ich erstmals eine Delegation aus Silly treffen. Das Kennenlernen war geprägt von Herzlichkeit, Brüderlichkeit und Verbundenheit für eine bessere Welt – auch in Burkina Faso. Mit großem Bedauern habe ich die Nachricht über die dramatische Verschlechterung der Flüchtlingssituation vor Ort vernommen. Die Anzahl der terroristischen Anschläge nehmen seit Jahren zu und verschärfen die ohnehin heikle Ernährungssituation in vielen Regionen des Landes. Im Geist der Brüderlichkeit und Menschlichkeit rufe ich alle dazu auf, die Sommerspendenaktion von Focus zu unterstützen, um unseren Freunden in Silly die dringend nötige Hilfe zu ermöglichen. Lassen Sie uns gemeinsam den Hunger leidenden Menschen helfen.“

In den Nachrichten und Tageszeitungen sind die Geschehnisse in Burkina Faso nur eine Randnotiz, für die Menschen vor Ort aber ist es eine humanitäre Katastrophe. Über zwei Millionen Männer, Frauen und Kinder sind in dem bettelarmen Land auf der Flucht vor den dschihadistischen Terrorgruppen. Silly ist in zweifacher Hinsicht davon betroffen: Zum einen fliehen Familien aus dem Norden und Osten des Landes nach Süden und somit auch nach Silly. Zum anderen werden die Menschen in den umliegenden Dörfern des Departements von bewaffneten Gruppen bedroht und fliehen in die zentrale Stadt Silly.

1600 Geflüchtete in der Stadt

Aktuell haben sich dort über 1600 Geflüchtete niedergelassen, die sich auf 160 Familien verteilen. Notdürftig errichtete Hütten, die oft nur mit Plastikplanen überzogen sind und keinen ausreichenden Schutz vor Regen und Hitze bieten, dienen als Unterkunft.

Großfamilien müssen teilweise mehr als zehn Personen zusätzlich versorgen, was praktisch unmöglich ist. „Die Getreidespeicher sind bereits jetzt in vielen Gehöften auf ein Minimum geleert, und die Essensrationen werden daher auf maximal eine kleine Mahlzeit pro Tag beschränkt“, schilderte Focus-Sprecher Manfred Weidner die Lage.

Die Geflüchteten selbst könnten zudem in der Regenzeit keine eigenen Felder bestellen und verschärften das Problem noch. Für viele der Menschen gehe es erneut wie schon vor Jahren um das nackte Überleben.

Deshalb wandte sich auch der Leiter des Berufsbildungszentrums, Abbé René Nana, an Focus mit der Bitte, finanzielle Mittel für die Beschaffung von Getreide und Öl zur Verfügung zu stellen. Danach hat Focus 8000 Euro als Soforthilfe bereit gestellt. Da diese Summe nicht ausreicht, ruft Focus die Viernheimer nun zu Spenden auf.

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